FRANKFURT (dpa-AFX) - Papiere von MTU haben ihren jüngsten Abschwung am Dienstag mit einem Tief seit Oktober 2022 fortgesetzt. Die Aktien des Triebwerkbauers liegen nach gutem Jahresstart mit zwischenzeitlichem Plus von 21 Prozent 2023 inzwischen klar im Minus. In drei Handelstagen sanken sie zuletzt um 18 Prozent. Die Branche bleibt höchst verunsichert durch die Materialprobleme, die im Sommer bei Pratt & Whitney zu einem Rückruf geführt haben. Langsam kristallisieren sich die Folgen heraus.
Probleme mit Triebwerken von Pratt & Whitney und MTU werden in den nächsten Jahren hunderte Airbus-Jets am Boden halten. Wegen eines seit Juli bekannten Materialmangels müssten in der Zeit von 2024 bis 2026 voraussichtlich 600 bis 700 Triebwerke von Mittelstreckenflugzeuge der Modellfamilie A320neo zusätzlich in die Wartung, hatten die Pratt & Whitney-Mutter RTX und der Münchner Triebwerksbauer MTU am Montag mitgeteilt. Beide Unternehmen bereiten sich auf Belastungen in Milliardenhöhe vor. MTU stellte die eigene Umsatz- und Gewinnprognose für 2023 unter Vorbehalt.
Angesichts der finanziellen Dimension und Komplexität, aber auch der unglücklichen Kommunikation des Rückrufs laste die Angelegenheit schwer auf den Aktien, erklärte Analyst Christian Cohrs von Warburg Research in einer am Dienstag vorliegenden Studie.
Die für Anleger wohl entscheidende Frage ist, an welchem Punkt die Belastungen ausreichend eingepreist sind. Laut Analyst Kseniia Maslova von der Bank UBS sind bei MTU inzwischen zwei mögliche Folgen im Kurs enthalten: Entweder keine Lieferungen von GTF-Triebwerken für Airbus -Jets ab 2026, oder aber ein langfristiges Niveau von Margen aus dem Servicegeschäft, die um die Hälfte geringer ausfallen, als bisher erwartet. Keines dieser Szenarien erscheine aktuell vernünftig, so Maslova. Mit Hochspannung wartet Maslova nun auf Neuigkeiten zu diesem Thema am Mittwochnachmittag.
Auch Airbus-Aktien verloren am Dienstag weitere 1,7 Prozent. Sie haben sich zuletzt aber besser gehalten und ihr Jahresplus mit aktuell 18 Prozent großteils verteidigt./ag/mis
Quelle: dpa-Afx