FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine weitere Prognoseanhebung von Sartorius hat am Donnerstag die Aktien des Labor- und Pharmaausrüsters beflügelt und die jüngste Kursschwäche beendet. Am Vormittag gewannen die im MDax notierten Vorzüge mehr als zehn Prozent auf 448,20 Euro, womit sie der beste Wert im freundlich tendierenden Index der mittelgroßen Unternehmen waren.

In der Spitze hatten die Papiere bis auf 457,40 Euro zugelegt. Die scharfe Korrektur, die sie nach ihrem Mitte Februar erreichten Rekordhoch von 502 Euro bis Anfang März auf fast 387 Euro absacken und anschließend um die Marke von 400 Euro pendeln ließ, ist damit abgehakt. Marktteilnehmer hatten vor allem stark gelaufene Aktien von Pandemie-Krisengewinnern in den vergangenen Wochen abgestoßen. Sartorius galt als hoch bewertet. Der aktuelle Kurszuwachs hievt die Anteile nun auch wieder über die charttechnisch wichtigen 21-Tage- und 50-Tage-Durchschnittslinien als Indikatoren für den kurz- und mittelfristigen Trend.

Sartorius profitierte im vergangenen Jahr von der starken Nachfrage nach Laborausrüstungen in der Corona-Pandemie. Mehrmals bereits in den zurückliegenden Quartalen hatte der Konzern seine Ziele aufgestockt. Dass Sartorius dies nun schon zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr erneut mache, sei vielversprechend und reflektiere eine wohl sehr starke Umsatzentwicklung zu Jahresbeginn und beeindruckende Auftragseingänge, schrieb Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank.

Beim Umsatz für das laufende Jahr rechnen die Göttinger nun mit einem Anstieg von rund 35 Prozent. Bisher hatte die Prognose bei einem Plus von 19 bis 25 Prozent gelegen. Zudem werde eine höhere operative Marge erwartet. Die Anhebung der Ziele falle extrem gut aus und sei überraschend, sagte ein Händler am Morgen.

Die neue Zielspanne liege klar über seinen und auch den Markterwartungen, sodass diese nachziehen dürften, schrieb Analyst Michael Heider von Warburg Research in seiner aktuellen Studie. Den Auftragseingang in den ersten zehn Wochen des Jahres 2021 nannte er sehr stark. Mit seinem Kursziel von 474 Euro liegt Heider unter dem Rekordhoch, aber über dem aktuellen Kurs. Er rät unverändert zum Kauf.

Die Sartorius-Vorzüge haben seit ihrem Coronacrash-Tief vor nahezu genau einem Jahr mit 164,20 Euro nun 173 Prozent gewonnen. Die Papiere waren aber auch schon in den Jahren vor der Pandemie gefragt - auf fünf Jahre gesehen summiert sich das Kursplus auf mehr als 700 Prozent.

Mit einem Börsenwert von insgesamt um die 30 Milliarden Euro gehört Sartorius zu den wertvollsten Unternehmen im MDax. Da sich das Kapital aber in Stamm- und Vorzugsaktien aufteilt, ist es ungewiss, ob es die Vorzugspapiere im Herbst bei der Dax-Erweiterung auf 40 Werte in den deutschen Leitindex schaffen. Der dafür relevante Wert des Streubesitzes der Vorzugsaktien liegt derzeit bei gut elf Milliarden Euro.

Sartorius habe ihn nun wieder daran erinnert, dass ein qualitativ hochwertiges Wachstum langfristig stets eine gewinnbringende Strategie sei, so Berenberg-Analyst Bardo. Den aktuellen Kurs hält er aber für zu hoch, bewegt sich Bardo doch mit seinem Kursziel von 400 Euro auf dem nach der jüngsten Kurskorrektur erreichten Niveau. Anleger sollten die Papiere halten, so seine Empfehlung. Zu bevorzugen seien weiterhin die Aktien der Tochter Stedim , die noch mehr auf den Bereich Bioprocess Solutions ausgerichtet sei. Die Tochter wachse noch schneller bei zugleich günstigerer Bewertung./ajx/ag/stk

Quelle: dpa-Afx