FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Interesse des Großaktionärs Unicredit am italienischen Konkurrenten Banco BPM hat am Montagmorgen Spuren bei der Commerzbank hinterlassen. Die Übernahmefantasie rund um das Frankfurter Kreditinstitut wurde gedämpft und deshalb sank der Aktienkurs um 6,5 Prozent.

Die Aktien fielen deutlich unter die 15-Euro-Marke und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Sie näherten sich der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 14,19 Euro verläuft. Anfang September war die Unicredit im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen, was einige Zeit lang für Übernahmefantasie gesorgt hatte. Vom Zwischenhoch bei fast 17 Euro ist der Kurs aber mittlerweile wieder um bis zu 16 Prozent abgesackt.

Für die Banco-BPM-Aktien ging es am Montag um fast 8 Prozent auf einen Höchststand seit 2016. Die Unicredit bietet 0,175 eigene Aktien je Anteil. Der Kurs von Unicredit gab entsprechend zeitweise über drei Prozent nach. Sollte das Vorhaben greifen, müssen bei derzeit etwas mehr als 1,5 Milliarden Banco-BPM-Aktien rund 265 Millionen Unicredit-Anteile zur Verfügung stehen. Wenn die italienische Großbank dafür ihr Kapital erhöht, droht den Aktionären eine massive Gewinnverwässerung.

Am Markt hieß es, dieser Schritt lasse die Vermutung zu, dass der politische Gegenwind in Deutschland die Italiener von weiterer Annäherung an die Commerzbank abhalten könnte. "Es scheint so, als ob die UniCredit derzeit Wichtigeres zu tun hat, als sich mit den deutschen Gesetzgebern herumzuschlagen", schrieb am Morgen ein Börsianer. Die Commerzbank wehrt sich auch selbst gegen weitere Unicredit-Avancen.

Dazu passt die Aussage von Finanzminister Jörg Kukies in einem TV-Interview. Er erwartet, dass die Unicredit vorerst von einer möglichen Commerzbank-Übernahme ablässt.

Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets relativieren auch schon die Kosten für eine Banco-BPM-Übernahme die Chance auf einen nachfolgenden Commerzbank-Kauf. Der Börsenwert der Banco BPM liegt aktuell bei etwa zehn Milliarden Euro und jener von der Commerzbank bei 17 Milliarden Euro.

Zwei große Übernahmen in kurzer Zeit seien "eher unrealistisch", kommentierte Molnar. "Die Unicredit könnte auch darüber nachdenken, den derzeit neunprozentigen Anteil am Frankfurter Geldhaus wieder etwas abzubauen, was noch mehr Druck auf den Commerzbank-Kurs ausüben könnte." Eine im September wegen des Unicredit-Einstiegs entstandene Kurslücke drohe in den kommenden Tagen geschlossen zu werden./tih/ag/stk

Quelle: dpa-Afx