PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Fed hat am Donnerstag an den europäischen Börsen für Erleichterung unter den Anlegern gesorgt. Nachdem sich diese vorsichtiger positioniert hatten, erfüllten die Währungshüter am Vorabend mit ihrer Zinssignalen lediglich die Erwartungen. Es kam also nicht schlimmer als manch einer gedacht hatte. Anleger begrüßten zudem die nun klareren geldpolitischen Perspektiven.
Der EuroStoxx sprang am Vormittag um 1,5 Prozent auf 4221,30 Punkte nach oben. Für den französischen Cac 40 ging es um gut ein Prozent hoch auf 6994,17 Zähler. Der britische FTSE 100 jedoch hinkte dieser Dynamik etwas nach, indem er zuletzt um 0,9 Prozent auf 7232,93 Punkte stieg.
Die Fed hatte wie erwartet eine schnellere Rückführung der Anleihekäufe angekündigt und Signale für drei Zinserhöhungen im kommenden Jahr gegeben. "Das schnellere Tempo resultiert aus dem erwarteten starken Wirtschaftswachstum, das laut Fed-Chef Powell trotz Omikron erreicht werden sollte", schrieb die LBBW. Auf dieses Wachstums-Szenario setzten die Anleger. Am Vorabend hatten die US-Börsen schon spät angezogen.
Besonders große Erleichterung herrschte im Technologiesektor , der als Wachstumsbranche als besonders anfällig gilt für geänderte geldpolitische Perspektiven, die nun aber im Rahmen blieben. Im EuroStoxx setzten sich die Aktien von Prosus als Sinnbild dieser Branche mit einem Anstieg um fast vier Prozent ganz an die Spitze.
In der Branchentabelle war der Teilindex Stoxx Europe 600 Technology denn auch mit einem Plus von 2,1 Prozent unter den Spitzenreitern, in etwa gleichauf mit den Rohstoffwerten . Dagegen machten Anleger eher einen Bogen um Versorger, denen Anleger üblicherweise einen eher defensiven Charakter beimessen. Deren Teilindex war zuletzt im Kollektiv der einzige mit einem hauchdünnen Abschlag.
Auf die Stimmung im Energiesektor drückten die Titel von EDF mit einem Kursrutsch um 12 Prozent. Der Energiekonzern musste seine Jahresprognose für den Kerngewinn kürzen wegen der Abschaltung eines weiteren Nuklearreaktors, nachdem zuletzt in einem ähnlichen Reaktor im Kernkraftwerk Civaux ein Fehler im Sicherheitssystem entdeckt worden war.
Positiv standen in Paris aber die Aktien von Valneva im Blickfeld. Wegen guter Testergebnisse mit dem Covid-Vakzinkandidaten VLA2001 sprangen die Papiere des Impfstoffentwicklers um 10,5 Prozent nach oben. Das Unternehmen meldete aus Testreihen in ersten Ergebnissen eine "hervorragende Immunreaktion" auf die dritte Impfung mit VLA2001 sieben bis acht Monate nach der zweiten Dosis mit dem Covid-Impfstoff.
Positives vermeldete auch der Pharmakonzern Novartis . Ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm lieferte Rückenwind für einen Kursanstieg um 4,7 Prozent. Dafür soll ein guter Teil der Erlöse aus dem Verkauf von Roche -Anteilen verwendet werden.
Außerdem gehörten die Airbus -Aktien in Paris mit 3,6 Prozent zu den großen Gewinnern - gleiches galt im EuroStoxx. Die australische Fluggesellschaft Qantas will ihre alternde Heimat-Flotte aus Boeing 737- und 717-Fliegern vornehmlich durch Maschinen von Airbus ersetzen. Ein Händler nannte die Order einen "wichtigen Auftrag" für Airbus und mithin positiv für den Aktienkurs.
In London machten die Aktien von Boohoo negative Schlagzeilen mit einem Kurseinbruch um 16 Prozent. Der Online-Modehändler enttäuschte den Markt schwer mit seinem operativen Gewinnausblick auf das Jahr 2022. Laut dem Jefferies-Experten liegt die vermeldete Zielspanne im Mittel etwa 35 Prozent unter seinen eigenen Schätzungen. Im Sog ging es für die Aktien des Konkurrenten Asos um fast fünf Prozent nach unten./tih/mis
Quelle: dpa-Afx