PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach einer Stabilisierung zur Wochenmitte hat sich die Talfahrt an Europas Börsen am Donnerstag fortgesetzt. Dominiert wurde das Marktgeschehen von der Geldpolitik. Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed zum dritten Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie den Leitzins erhöht. Die Anhebung um 0,75 Prozentpunkte bedeutete den größten Zinsschritt seit fast 30 Jahren. Die Schweizer Notenbank SNB legte am Morgen nach und um die spätere Mittagszeit steht in London noch der Zinsentscheid der Bank of England an.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Mit ihrer geldpolitischen Straffung wollen die US-Währungshüter die hohe Inflation bekämpfen, schüren aber auch die Angst vor einer Rezession. Fed-Chef Jerome Powell betonte zwar, dass ein so hoher Zinsschritt "natürlich ungewöhnlich" und nicht üblich sei. Gleichzeitig stellte er für Ende Juli eine erneute Anhebung um 0,5 oder 0,75 Punkte in Aussicht. Für die Fed ist es ein Drahtseilakt, die hohe Inflation zu dämpfen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum nicht zu sehr auszubremsen.
Die Schweizer Notenbank hob die Leitzinsen um 0,50 Punkten an. Kaum ein Ökonom hatte dies erwartet. Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift. Die SNB betonte zudem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren. Der Druck auf die bisher eher zögerliche Europäische Zentralbank (EZB) wächst. Sie hat für Juli eine erste kleine Zinserhöhung um 0,25 Punkte signalisiert.
Auch bei der Bank of England werde wegen der Inflation mit einer Zinsanhebung um 0,25 Punkte gerechnet, schrieben die Experten der Landesbank Helaba.
Im europäischen Branchenvergleich gab es zuletzt nur Verlierer. Am heftigsten traf es Einzelhandelstitel, nachdem die britischen Online-Modehändler Asos und Boohoo mit dem Ausblick beziehungsweise Quartalszahlen enttäuscht hatten: Der Subindex
Abschläge von jeweils dreieinhalb Prozent verzeichneten zudem die Indizes der konjunktursensiblen Chemie-
Noch am besten hielten sich im schwachen Marktumfeld die üblichen Verdächtigen aus den Branchen Telekommunikation
Derweil büßten Roche-Titel
Quelle: dpa-Afx