PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Aussicht auf eine weiter extrem lockere US-Geldpolitik hat am Donnerstag Europas größten Börsen frischen Auftrieb gegeben. Der Leitindex der Eurozone sprang auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Kaum Auswirkungen hatten dagegen die Aussagen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die wegen der Corona-Pandemie weiterhin Unsicherheiten für die konjunkturelle Erholung der Eurozone sieht.
Gegen Mittag legte der EuroStoxx 50 um 0,53 Prozent auf 3870,03 Punkte zu, was ein Hoch seit Mai 2008 bedeutet. Der Pariser Leitindex Cac 40 rückte um 0,25 Prozent auf 6069,82 Punkte vor. Für den Londoner FTSE 100 ging es vor der am frühen Nachmittag anstehenden Zinsentscheidung der Bank of England um 0,16 Prozent auf 6773,45 Punkte nach oben.
Die US-Notenbank (Fed) hatte am Vorabend ihre Prognosen zum Wirtschaftswachstum sowie zur Preisentwicklung kräftig hochgeschraubt. Im Kampf gegen die Corona-Krise setzt die Notenbank zudem unverändert auf eine extrem lockere Geldpolitik. Trotz der höheren Inflationsprognose behielten die US-Notenbanker ihren Kurs bei. Der Leitzins an der Nullmarke wurde bestätigt. Er dürfte dort auch noch längere Zeit bleiben.
"Die Fed hat die Markterwartung vollends erfüllt", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die Inflationsrisiken seien gedämpft und die Aussicht auf eine weiter lockere Geldpolitik aufrecht erhalten worden. Beim Arbeitsmarkt werde zugleich noch Handlungsbedarf gesehen. Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners erklärte: "Das Fed-Statement entfaltet seine Wirkung an den asiatischen und europäischen Börsen. Die Hoffnung der Börsianer ist, dass die USA dieses Jahr neben China zur globalen Wachstumslokomotive werden und Firmen weltweit vom höheren US-Wachstum profitieren."
Unter den 19 Branchen Europas zählte der Autosektor mit plus 1,6 Prozent erneut zu den Favoriten. Er legte den vierten Tag in Folge spürbar zu. Anfangs war daran erneut die VW -Aktie maßgeblich beteiligt, deren Gewinne allerdings im Verlauf abbröckelten. Die Offensive des Autobauers in der E-Mobilität treibt die Papiere schon seit Tagen an. Zuletzt stand bei VW noch ein Plus von 0,7 Prozent zu Buche. Dafür jedoch legten BMW und Renault mit plus 2,0 Prozent und Daimler mit plus 3,0 Prozent kräftig zu. Stellantis stiegen um 1,3 Prozent.
Die Aktien der Schweizer Versandapotheke Zur Rose , die noch Mitte Februar ein Rekordhoch erklommen hatten, büßten nach der Vorlage von Jahreszahlen nun knapp 7 Prozent ein. Die DocMorris-Konzernmutter meldete einen mehr als doppelt so hohen Verlust wie 2019, der zudem auch höher als von Analysten erwartet ausfiel. Eine Ergebnisverbesserung lasse weiter auf sich warten, schrieb dazu Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Angesichts des angepeilten Umsatzwachstums bleibt er jedoch zuversichtlich - ebenso wie Jefferies-Analyst Alexander Thiel.
Alstom gaben ungeachtet einer positiven Studie der Societe Generale um 1,2 Prozent nach. Die französische Großbank nahm die Bewertung der Aktie des Anbieters von Bahntechnik mit "Buy" und einem Kursziel von 55 Euro wieder auf. In seiner neuen Form sei der Konzern besser denn je platziert, um schneller zu wachsen als der Schienenverkehrsmarkt, schrieb Analyst Alasdair Leslie.
Im SMI schwächelten die Roche -Papiere nur optisch, denn der Pharmahersteller schüttet an diesem Tag 9,10 Franken je Genusschein aus./ck/jha/
Quelle: dpa-Afx