PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - An den europäischen Börsen ist es am Freitag weiter nach oben gegangen. Günstige Signale zur US-Zollpolitik brachten dabei Branchen mit größerem China-Geschäft zum Laufen. Der EuroStoxx 50 gewann gegen Mittag 0,64 Prozent auf 5.250,69 Punkte. Außerhalb des Euroraums zog der Schweizer Leitindex SMI mit 0,36 Prozent auf 12.309,62 Punkte nicht ganz so stark an. Der britische FTSE 100 verlor unterdessen 0,34 Prozent auf 8.536,40 Punkte und reagierte damit auf die Schwäche der Ölwerte.

Marktexperte Andreas Lipkow begründete die Gewinne im Euroraum mit Aussagen des US-Präsidenten Trump, die als günstiges Signal für Strafzölle gegen China gewertet interpretiert wurden. Auf die Frage, ob er Chinas Präsidenten Xi Jinping von der Einnahme Taiwans abhalten und eine Vereinbarung über faire Handelspraktiken erzielen könne, hatte Trump dem Sender Fox News gesagt: "Wir haben sehr große Macht über China. Das sind Zölle. Sie wollen sie nicht, und ich würde sie lieber nicht einsetzen müssen."

Hinzu kamen positive Konjunkturdaten. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hatte sich im Januar überraschend deutlich verbessert. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg einer ersten Berechnung zufolge um 0,6 Punkte auf 50,2 Punkte. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg auf 49,7 Punkte gerechnet. Der Gesamtindikator steigt so knapp über die Expansionsschwelle von 50 Punkten. "Es könnte sich eine leichte konjunkturelle Erholung am Horizont abzeichnen", merkte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank an.

Von den günstigen Signalen zu China profitierten Rohstoff-, Auto- und Luxuswerte - und damit Branchen, deren Geschäftsentwicklung nicht zuletzt vom Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abhängt. Es gab aber auch positive Nachrichten von Unternehmensseite. So profitierten Luxusgüterwerte von den Zahlen von Burberry . Der britische Luxusbekleidungs-Hersteller hatte dank einer höheren Nachfrage in den USA mit seinen Quartalszahlen positiv überrascht. Die Erlöse waren zwar insgesamt immer noch gesunken, aber nicht so stark wie befürchtet. Das reichte zu einem Kursplus von 11,7 Prozent. Deutlich nach oben ging es zudem mit der gebeutelten Aktie von Kering , die um acht Prozent anzog.

Nicht ganz so stark waren die Chemiewerte. Die Aktien von Givaudan verloren 3,2 Prozent. Der Schweizer Aromen- und Duftstoffhersteller hatte zwar dank höherer Verkaufsmengen ein außerordentlich starkes organisches Wachstum erzielt und erstmals einen Gewinn von über einer Milliarde erwirtschaftet. Einige Analysten hatten sich aber vor allem bei der Dividende mehr erhofft.

Im schwachen Telekomsektor sorgten die Zahlen von Ericsson für schlechte Stimmung - zuletzt sank der Wert um 8,4 Prozent. Die Analysten von JPMorgan sprachen von einem durchwachsenen Zahlenwerk. Zwar habe sich das Kerngeschäft des Netzwerkausrüsters im vierten Quartal durchaus stark entwickelt. In anderen Bereichen seien die Ergebnisse dagegen enttäuschend gewesen. Daher habe das Zahlenwerk insgesamt die Erwartungen verfehlt. Dies zog auch die Aktien von Nokia ins Minus, die um 1,6 Prozent fielen.

Unter den Bankaktien sorgte die italienische Monte dei Paschi di Siena für Schlagzeilen. Sie will nun auch beim Übernahmepoker in der italienischen Bankenbranche mitmischen. Das Institut legte ein Übernahmeangebot für die Konkurrentin Mediobanca vor. Der Kurs gab darauf deutlich nach./mf/men

Quelle: dpa-Afx