PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die lange ersehnte Brexit-Vereinbarung und Donald Trumps Unterschrift unter ein weiteres Konjunkturpaket haben Europas Börsen zu Wochenbeginn sichtbar Auftrieb gegeben. Der EuroStoxx 50 lag gegen Mittag 0,98 Prozent im Plus bei 3577,98 Punkten. Damit könnte es vielleicht doch noch eine sehr späte Jahresend-Rally geben. Anders als sein deutsches Pendant Dax ist der Eurozonen-Leitindex von einem Rekordhoch aber noch weit entfernt. Ähnliches gilt für den französischen Cac 40 , der um 1,08 Prozent auf 5581,63 Punkte stieg. In London fand wegen eines Feiertags kein Börsenhandel statt.
Bereits an Heiligabend - doch erst nach Ende der der verkürzten Handelssitzung in Paris und London - hatten sich Großbritannien und die EU auf einen Brexit-Handelspakt geeinigt. Mit der Einigung scheint ein harter wirtschaftlicher Bruch zum Jahreswechsel abgewendet. Das Abkommen soll die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Insel und dem Kontinent ab Januar 2021 regeln. Wichtigster Punkt ist, Zölle zu vermeiden und einen möglichst reibungslosen Handel zu sichern. Der Vertrag umfasst aber auch den Fischfang sowie die Zusammenarbeit bei Energie, Transport, Justiz, Polizei und vielen anderen Themen.
Zudem gab US-Präsident Trump am Wochenende seinen Widerstand gegen ein vom Kongress mit überparteilicher Mehrheit beschlossenes Corona-Konjunkturpaket auf. Damit gab er zudem einen Teil des Haushalts der Bundesregierung in Höhe von rund 1,4 Billionen Dollar frei - andernfalls wäre es am Dienstag zum sogenannten "Shutdown" gekommen, also einem zumindest teilweisen Stillstand in Behörden und der Regierungsgeschäfte.
Im europäischen Branchenvergleich gab es am Montag fast nur Gewinner. Am meisten freuen konnten sich die Besitzer von Chemieakten: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um fast anderthalb Prozent zu. Einziger Verlierer mit einem allerdings moderaten Abschlag war der Index der Banken.
Im EuroStoxx zählten Aktien der Deutschen Post mit einem Plus von knapp drei Prozent zu den Favoriten der Anleger. Die Titel des Logistikkonzerns profitierten von optimistischen Aussagen des Unternehmenschefs. "Wir sind zuversichtlich, 2020 mit einem Rekordgewinn abzuschließen", sagte der Vorstandsvorsitzende Frank Appel im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Angesichts der Corona-Krise hatte die Deutsche Post von dem Boom im Online-Handel profitiert und dadurch deutlich mehr Pakete verschickt als ursprünglich erwartet.
Index-Spitzenreiter war indes Kering : Die Papiere des Luxusgüterkonzerns verteuerten sich mehr als drei Prozent. Dagegen waren die Aktien der Beteiligungsgesellschaft Prosus mit einem Minus von nahezu viereinhalb Prozent abgeschlagenes Schlusslicht.
Beim Zahlungsdienstleister Adyen machten die Anleger offenbar Kasse, nachdem die Aktien seit Tagen auf einem rekordhohen Niveau über der Marke von 1900 Euro stagniert hatten: Die Papiere verloren 0,2 Prozent.
Titel des Spezialchemiekonzerns Clariant zogen in Zürich um über vier Prozent an, nachdem der Großaktionär Saudi Basic Industries (Sabic) eine Sonderdividende von zwei Franken je Aktie vorgeschlagen hatte. "Mehr Geld für die Aktionäre kommt immer gut an", meinte ein Marktbeobachter./gl/mis
Quelle: dpa-Afx