PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach einem zurückhaltenden Handelsstart haben die europäischen Börsen am Freitag Fahrt aufgenommen und zugelegt. Die bislang insgesamt schwache Börsenwoche könnte jedoch immer noch versöhnlich enden.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx legte am späteren Vormittag um 0,68 Prozent auf 3192,93 Punkte zu. Im Wochenverlauf deutet sich aktuell ein Minus von rund eineinhalb Prozent an. Auf Länderebene waren die Vorzeichen am Freitag ebenfalls positiv. In Paris gewann der Cac 40 1,06 Prozent auf 4902,86 Punkte. Der Londoner FTSE 100 rückte zuletzt um 1,13 Prozent auf 5850,78 Zähler vor.
Im Fokus standen zahlreichen Unternehmen mit insgesamt eher erfreulichen Eckzahlen zum abgelaufenen Quartal. Einige davon, etwa die Zahlen der britischen Bank Barclays , sorgten für positive Stimmung im gesamten Sektor. Positives gab es zudem für die Touristenbranche, nachdem Großbritannien attraktive Reiseziele wie die Kanaren, die Malediven, Mykonos und Dänemark von ihrer Quarantäne-Liste strich. Auch Unternehmensaussagen von Airbus nach einem vorausgegangenen Pressebericht lieferten Stoff für Optimismus.
Zugleich gab es gemischte Konjunkturdaten: So ließ der britische Einzelhandel den Corona-Einbruch hinter sich und legte im September überraschend stark zu. In der Eurozone indes belastet die zunehmend kritischer werdende Corona-Lage die Stimmung in den Unternehmen inzwischen wieder spürbar. Der vom Institut IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex fiel im Oktober auf 49,4 Punkte und damit wieder unter 50, was eine wirtschaftliche Schrumpfung angedeutet. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einer etwas stärkeren Stimmungseintrübung gerechnet.
Aus den USA indes gab es wenig Neues zu den Themen Präsidentschaftswahlen und Konjunkturpaket. Das zweite und letzte TV-Duell zwischen Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden brachte keinen klaren Sieger hervor. Die Hoffnungen auf ein weiteres Corona-Konjunkturpaket halten sich, ohne dass es neue Informationen über den Verhandlungsstand zwischen der Regierung und den Demokraten gibt. Die Anzahl der Neuinfektionen stieg in den USA nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität erstmals seit Ende Juli wieder auf mehr als 70 000 binnen eines Tages. Zugleich ließ die US-Arzneimittelbehörde FDA als erstes Medikament gegen Covid-19 das Mittel Remdesivir von Gilead Sciences zu.
Unter den Einzelwerten in Europa verbuchten die kräftigsten Kursausschläge vor allem Aktien von Unternehmen, die am Vorabend oder an diesem Morgen über ihr abgelaufenes Quartal berichtet hatten. So sackten Kering mit minus 2,6 Prozent an das Ende des EuroStoxx, nachdem der französische Luxusgüterkonzern mit den Umsätzen seiner Marke Gucci enttäuscht hatte. In Zürich gaben ABB um 3,2 Prozent nach, denn die Aussagen des Industriekonzerns zur künftigen Umsatzentwicklung enttäuschten.
Air Liquide zählten indes zu den Favoriten in Paris mit plus 2,6 Prozent, ebenso wie Michelin , Renault und L'Oreal , die zwischen 1,2 und 2,2 Prozent zulegten. Der Industriegasehersteller und Anlagenbauer Air Liquide wies im dritten Quartal eine Erholung aller Sparten auf. Der Reifenhersteller Michelin etwa hatte nach vorgelegten Umsatzzahlen seine Jahresziele angehoben.
Airbus legten um 6,0 Prozent zu und zogen auch die Aktien von Safran mit, die um 3,3 Prozent zulegten. Wie zunächst die "Financial Times" berichtete und das Unternehmen dann bestätigte, bereitet sich der Flugzeugbauer nach der herben Produktionskürzung in der Corona-Krise auf mögliche Steigerungen seiner Mittelstreckenjets der A320-Familie ab kommendem Sommer vor.
In London standen nach Zahlen vor allem die Aktien von Barclays und dem Londoner Börsenbetreiber LSE selbst im Blick der Anleger. Die britische Großbank kam deutlich besser durch den Sommer als gedacht. Der Überschuss im dritten Quartal fiel rund dreimal höher aus als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Das sorgte in der Aktie für ein Plus von 6,3 Prozent und gab der gesamten Branche Auftrieb. Sie stieg um 2,8 Prozent. LSE büßten nach ihrem Zwischenbericht zum dritten Quartal 0,6 Prozent ein./ck/mis
Quelle: dpa-Afx