PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Mit moderaten Kursgewinnen haben sich Europas wichtigste Aktienmärkte am Freitag im Handelsverlauf präsentiert. Der EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 0,07 Prozent auf 3258,09 Punkte. Damit deutet sich für den Eurozonen-Leitindex ein Wochenplus von mehr als 2 Prozent an. Der französische Cac 40 gewann am Freitag zuletzt 0,27 Prozent auf 4925,34 Zähler. Der britische FTSE 100 verbuchte ein Plus von 0,60 Prozent auf 6014,05 Punkte.
"Die Börsen dies- und jenseits des Atlantiks freunden sich so langsam aber sicher mit einem Machtwechsel im Weißen Haus am 3. November an", stellte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets fest. "Im Falle eines Wahlsieges könnte der Demokrat Joe Biden die Strafzölle gegen China und Europa fallen lassen und wieder mehr auf eine internationale Zusammenarbeit setzen, was Europas Wirtschaftswachstum helfen würde.
Zudem könnte die Europäischen Zentralbank im Dezember angesichts der niedrigen Inflationsraten weitere geldpolitische Schritte unternehmen, was den Euro schwächen und damit den europäischen Export stärken würde. Mit dieser Kombination könnte der Zeitpunkt gekommen sein, um als Investor auf europäische Aktien zu setzen", bemerkte Stanzl.
Überdies scheint es in den USA nun doch wieder Fortschritte im Streit zwischen Demokraten und Republikanern über ein weiteres Corona-Konjunkturpaket zu geben.
Aus Branchensicht waren europaweit Aktien aus dem Bergbausektor am meisten gefragt. Versorgerwerte bildeten hingegen das Schlusslicht in der Branchenübersicht.
Der dänische Insulinhersteller Novo Nordisk hat seine Jahresziele dank neuer Diabetes-Medikamente und geringerer Corona-Belastungen als befürchtet ein weiteres Mal nach oben geschraubt. Laut Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan dürften nun auch die Markterwartungen für den Konzern steigen. Die Aktien zogen denn auch als Spitzenreiter im Stoxx-50-Index um rund 4 Prozent auf 457 Kronen an. Damit schafften sie den Ausbruch über die Marke von 450 Kronen, die seit April mehrfach eine zu hohe Hürde gewesen war.
Die italienische Börse soll wie erwartet an die Euronext gehen. Der bisherige Eigentümer, die Londoner Börse, verkauft die Borsa Italiana an die Mehrländerbörse Euronext - zumindest dann, wenn die EU den Verkauf zur Auflage für die geplante 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Finanzdatenanbieters Refinitiv macht. Die italienische Börse werde bei der Transaktion mit 4,325 Milliarden Euro bewertet, teilte die London Stock Exchange (LSE) am Freitag in London mit. Die Euronext-Aktien fielen um 3,7 Prozent, während die LSE-Titel um 0,5 Prozent zulegten.
Die Aktien von Rolls-Royce setzten ihr Kursfeuerwerk der vergangenen Tage fort und schnellten um weitere 15 Prozent nach oben. Damit haben sich die Papiere des britischen Triebwerkherstellers binnen Wochenfrist im Wert mehr als verdoppelt. Auslöser der fulminanten Rally war die Ankündigung vom Montag, dass der Turbinenhersteller Gespräche mit Investoren über die Ausgabe von Anleihen im Volumen von mindestens einer Milliarde Pfund aufnimmt. Das vom Zusammenbruch der Luftfahrt in der Corona-Krise gebeutelte Unternehmen kann frisches Geld gut gebrauchen./edh/mis
Quelle: dpa-Afx