PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich zur Wochenmitte mit neuer Kraft nach oben geschwungen. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 kletterte kurz vor dem Mittag um 0,91 Prozent auf 3297,05 Zähler, nachdem das Börsenbarometer am Vortag noch im Sog der schwachen US-Börsen deutlich nachgegeben hatte. Anleger nutzten nunmehr nun das günstigere Preisniveau. Börsianer warnten jedoch, dass die Stimmung angesichts des jüngsten Ausverkaufs an der US-Technologiebörse Nasdaq jederzeit auch wieder kippen könne.
Die hohen Bewertungen bei den US-Techwerten hätten nach einer Korrektur verlangt, die sich zuletzt auch in den breiteren Markt hineingefressen habe, schrieb Neil Wilson von Markets.com. Am Markt wird nun gerätselt, ob sich der Abwärtskurs an den US-Börsen fortsetzt, oder die Wall Street nun bereits einen Boden gefunden hat. In Europa hatte sich die Börsen zuletzt weitestgehend der Kursrichtung der US-Handelsplätze angeschlossen.
Am Mittwochvormittag deutete sich nun eine positiver Auftakt für die US-Märkte an. Auch die Anleger an den Börsen in Paris und London langten wieder zu. Der französische Cac 40 rückte um 0,73 Prozent auf 5009,85 Punkte vor. Noch deutlicher kletterte der britische Leitindex FTSE 100 mit plus 1,24 Prozent auf 5984,15 Punkte.
Am Morgen hatten jedoch noch Nachrichten die Marktteilnehmer verschreckt, wonach der britische Pharmakonzern Astrazeneca die Tests an seinem Corona-Impfstoff vorsorglich gestoppt hatte. Das Unternehmen sprach von einer Routinemaßnahme, nachdem bei einem Probanden gesundheitliche Probleme aufgetreten waren.
Nach einem zunächst sehr schwachen Börsenstart dämmte das AstraZeneca-Papier seine Verluste angesichts beruhigender Analystenstimmen zuletzt auf rund ein Prozent ein. Analyst Peter Welford von Analysehaus Jefferies etwa sprach von "üblicher Praxis". Ohne mehr Details sei die Kursschwäche eine Überreaktion. Aktien des ebenfalls an einem Impfstoff forschenden britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline trotzten den Branchennachrichten mit einem Aufschlag von mehr als zwei Prozent.
Europaweit waren zur Wochenmitte vor allem Aktien aus den Sektoren Telekommunikation und Öl gefragt. Trotz weiter sinkender Ölpreise gehörten Papiere von Anbietern wie BP und Shell zu den größten Gewinner in London mit Kurszuwächsen von teils mehr als zweieinhalb Prozent. Hier machte sich vor allem die anhaltende Pfund-Schwäche gegenüber dem Dollar positiv bemerkbar. Aktien des Tabakkonzerns BAT und vom Konsumgüterhersteller Unilever, die ebenfalls einen Großteil ihres Geschäfts in der US-Währung abwickeln, verteuerten sich um zweieinhalb Prozent beziehungsweise zwei Prozent.
Ryanair -Aktien verbilligten sich um mehr als zwei Prozent. Börsianer verwiesen auf Aussagen von Konzernchef Michael OLeary, wonach der Billigflieger angesichts der Corona-Krise für das noch bis Ende März laufende Geschäftsjahr nun 50 Millionen beförderte Passagiere anvisiert, zehn Millionen weniger als bisher. Der Ryanair-Chef will nun mit günstigen Tickets locken./tav/fba
Quelle: dpa-Afx