PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der Handel an Europas Börsen ist am Mittwochmorgen weitgehend ohne Elan verlaufen. Als enttäuschend eingestufte Quartalsberichte unter anderem vom Luxusgüterkonzern Kering und dem Chipausrüster ASML sorgten dabei am Markt für lange Gesichter. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 bewegte sich kaum und stand kurz vor dem Mittag mit 0,06 Prozent im Minus bei 4164,45 Punkten. Auch der Rückenwind von der Wall Street war zuletzt mit sinkenden Futures abgeebbt.
"Zu viele Verkaufsargumente diktieren derzeit den Handelsverlauf in den europäischen Finanzmärkten", kommentierte Andreas Lipkow von Comdirect. Die aktuellen Zahlen aus Deutschland etwa zum Preisauftrieb bei der Industrieproduktion ließen für die Unternehmen nichts wirklich Gutes erwarten. Auch Jeffrey Haley vom Broker Oanda verwies auf die anhaltenden Risiken an den Märkten wie etwa der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise sowie die Probleme in den Lieferketten weltweit.
Auch an den Börsen in Paris und London gaben sich die Anleger verhalten: Der französische Leitindex Cac 40 und der britische FTSE 100 büßten jeweils gut 0,3 Prozent ein. In der Schweiz legte gegen den Trend der Leitindex SMI um fast 0,8 Prozent zu, hier stützten maßgeblich hohe Kursgewinne bei Nestle nach dem erfreulichen Quartalsbericht des Lebensmittelmultis.
Der Schweizer Konzern hatte im vergangenen Jahresviertel dank guter Geschäfte etwa mit Kaffee und Tiernahrung seine Erlöse aus eigener Kraft deutlich steigern können und hebt deshalb seinen Wachstumsausblick erneut an. Nestle-Aktien sprangen daraufhin an der Züricher Börse an und standen zuletzt noch mit rund 3,3 Prozent im Plus.
Die guten Nachrichten gaben auch europaweit der Branche Auftrieb, die im Schnitt um rund eineinhalb Prozent zulegen konnte. Danone etwa, die am Vortag nach dem eigenen Zwischenbericht noch schwach geschlossen hatten, erholten sich um rund ein Prozent.
Europaweit hingegen unter Druck gerieten vor allem Rohstoffwerte und Papiere aus dem Einzelhandelssektor. Aktien des Luxusgüterkonzerns Kering rutschten mit knapp 4 Prozent Abschlag an das Ende des EuroStoxx 50. Die Franzosen konnten zwar ihren Umsatz weiter steigern, enttäuschten aber mit der Marke Gucci. Zudem ließ das Erlöswachstum im Vergleich zu den vorangehenden Quartalen nach.
Auch der Chipausrüster ASML sorgte für Ernüchterung, im dritten Quartal verfehlte der Konzern die Umsatzerwartungen knapp. Die Niederländer kämpfen trotz überraschend guter Auftragslage mit den aktuellen Materialengpässen, weshalb sich das Management für das Schlussquartal verhalten zeigte. ASML-Aktien verloren rund eineinhalb Prozent.
Zu den übrigen Unternehmen mit Zahlen gehörten Vinci , die Aktien des Baukonzerns verteuerten sich um 0,6 Prozent. Analysten äußerten sich lobend, JPMorgan-Expertin Elodie Rall etwa rechnet nun mit steigenden Markterwartungen.
In der Schweiz gaben unterdessen Roche -Anteilsscheine nach dem Kursrutsch am Vortag weiter nach, sie verloren 0,8 Prozent. Hier konnten auch die von Analysten als stark eingestuften Quartalszahlen und der angehobene Jahresausblick nicht helfen. Am Dienstag war der Kurs des Pharmakonzerns nach enttäuschenden Studiendaten des US-Partners Atea mit einem Corona-Mittel um fast zwei Prozent eingeknickt./tav/eas
Quelle: dpa-Afx