PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach der jüngsten Rally haben es die Investoren an den europäischen Aktienmärkten am Mittwoch etwas ruhiger angehen lassen. Der EuroStoxx 50 gab am späten Vormittag um 0,10 Prozent auf 3922,11 Punkte nach. Tags zuvor hatte der Eurozonen-Leitindex erstmals seit Anfang 2008 die Marke von 3900 Zählern wieder übersprungen.
In Paris sank der Leitindex Cac 40 zur Wochenmitte um 0,12 Prozent auf 6080,47 Punkte. Für den FTSE 100 in London ging es um 0,25 Prozent nach unten auf 6755,42 Zähler.
Die Anleger warten nun auf eine Rede des US-Präsidenten Joe Biden, von der sie sich Details zum billionenschweren Konjunkturpaket erhoffen. "Im Wesentlichen dürfte das zusätzliche Wachstum, das aus diesem Plan kommt, an den Börsen bereits eingepreist sein", dämpfte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners die Erwartungen. "Ebenso dürften die zusätzlichen Schulden, die mit diesem Plan einhergehen, bereits zum großen Teil in den höheren Renditen eingepreist sein."
Am Dienstag war die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen mit 1,77 Prozent auf den höchsten Stand seit Anfang 2020 gestiegen. Aktuell beläuft sie sich auf 1,74 Prozent. Höhere Zinsen verringern die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.
In der Stoxx-600-Branchenübersicht waren die tags zuvor sehr festen Banken nun mit minus 0,5 Prozent wieder hinten. BNP Paribas und Santander verbuchten unter den schwächsten EuroStoxx-Werten Abschläge von jeweils um die 1,2 Prozent. Auch der Ölsektor notierte etwas tiefer, Total verloren als Schlusslicht im EuroStoxx 1,4 Prozent. Eni hingegen lagen an der Index-Spitze mit plus 1,2 Prozent, beflügelt von positiven Analystenkommentaren. So hatte etwa Morgan Stanley die Papiere von "Underweight" auf "Overweight" gleich doppelt hochgestuft.
In London ging das Börsendebüt von Deliveroo gründlich daneben. Die Aktien des Essenslieferdienstes stürzten gleich nach dem Start um fast ein Drittel ab. Zuletzt verloren sie noch gut 23 Prozent auf knapp unter 300 Pence. Die letzten Meter vor dem Börsengang waren bereits holprig mit einem Ausgabepreis von 390 Pence am unteren Ende der Bewertungsspanne. Einige Investoren hätten sich von der Idee verabschiedet, in ein Geschäft zu investieren, von dem sie nicht vollständig überzeugt seien, dass es in absehbarer Zeit Profit abwerfe, erklärte Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK.
Der Modehersteller Hennes & Mauritz (H&M) rutschte im vergangenen Quartal wegen der coronabedingten Zwangsschließungen seiner Läden in die roten Zahlen. Die Aktien verloren am Mittwoch bislang mehr als zwei Prozent. Die Verkäufe in der Pandemie über das Internet liefen zwar weiterhin gut, konnten aber die fehlenden Umsätze in den Filialen im Quartal nicht ausgleichen./ajx/fba
Quelle: dpa-Afx