PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag wieder nachgeben und damit die Erholung der seit der Wochenmitte erst einmal beendet. Der EuroStoxx 50
Nachdem starke Quartalszahlen die Börsen zuletzt gestützt hatten, brachten die jüngsten Äußerungen der US-Währungshüter eine kalte Dusche für die Märkte. "Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, sprach am Vortag aus, was viele schon wussten, aber dennoch nicht hören wollte, an 50 Basispunkten Zinserhöhung im Mai führt nun wohl kein Weg mehr vorbei," stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest.
Zur Bekämpfung der Inflation sei dieser Schritt zwar dringend geboten, er mache die Aktienmärkte aber auch unattraktiver. Sollte sich die Europäische Zentralbank im Laufe des Jahres an die US-Geldpolitik anpassen, dürfte es ein ungemütliches Jahr 2022 für die Börsen werden.
Die soliden Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum deutete Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank unterdessen als Hinweis auf die bestehende Inflationsproblematik. "Aufgrund der stark steigenden Produzentenpreise platzieren viele Betriebe noch schnell Bestellungen bei ihren Lieferanten, ehe es zu weiteren Preisanhebungen kommt."
An der Spitze der Verlierer standen die Ölwerte, die damit auf die nachgebenden Notierungen am Ölmarkt reagierten. "Die Ölpreise stehen vor einem Wochenverlust von rund vier Prozent, was gleichbedeutend mit dem dritten Wochenverlust in den letzten vier Wochen wäre", so Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Dazu haben Nachfragesorgen im Zusammenhang mit der rigiden Covid-Politik in China beigetragen, die die wichtige Wirtschaftsmetropole Shanghai über mehrere Wochen zu paralysieren droht." Die stark steigenden Anleiherenditen, der feste US-Dollar und fallende Aktienmärkte sorgten ebenfalls für Gegenwind.
Auf wenig Gegenliebe stießen die Zahlen von Kering
Auch EssilorLuxottica
Negative Vorzeichen gab es auch bei AB Inbev
Neben defensiven Sektoren wie Telekommunikation, Versorger und Nahrungsmittel hielten sich auch die Baustoffaktien recht gut. Der Schweizer Baustoffkonzern Holcim
Renault-Aktien gewannen mehr als zwei Prozent. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, erwägt der französische Autobauer eine Veräußerung von Teilen seiner Beteiligung am japanischen Autobauer Nissan. Damit könnten Renault Milliarden zufließen, die für den Schwenk hin zur Elektromobilität benötigt werden./mf/mis
Quelle: dpa-Afx