PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach dem Kursrutsch der Vortage haben sich die europäischen Börsen am Dienstag etwas gefangen. Angesichts der angespannten Lage fehlte aber die Kraft für eine Gegenbewegung. Der EuroStoxx 50
Die Gemengelage aus Inflations- und Konjunktursorgen sowie die Risiken für die Energieversorgung hielten die Märkte weiterhin in der Reserve. "Wir glauben, dass es sich bei der Kurserholung der letzten Wochen um eine Bärenmarktrally handelt", so Anlagestratege Bernd Hartmann von der VP Bank. "Die Erholung dürfte daher nicht geradlinig weiter verlaufen. Weitere Rückschläge sind wahrscheinlich und die Kursschwankungen dürften zunehmen."
Die düstere Lage unterstrichen neue Daten. Danach hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im August weiter eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 0,7 Punkte auf 49,2 Zähler. Der Index sank damit auf den tiefsten Stand seit anderthalb Jahren.
"Es stehen demnach schwierige Zeiten bevor", prognostizierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Der konjunkturelle Abschwung beschränkt sich aber keineswegs nur auf Europa - auch die USA und China sind betroffen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen schlagen erst jetzt richtig ins Kontor."
Die Entwicklung der Einzelsektoren zeigte ein gespaltenes Bild. Einerseits stabilisierten sich Branchen, die zuletzt unter Druck gekommen waren, etwas. So verzeichneten Automobil- und Bankaktien Gewinne. Dagegen kam es bei den defensiven Sektoren, die sich zuvor gut gehalten hatten, zu leichten Abgaben.
An der Spitze der Gewinner standen jedoch Rohstoff- und Ölwerte. Letztere profitierten von den Aussagen des saudi-arabischen Energieministers Abdulaziz bin Salman. Der Minister hatte eine mögliche Verringerung der Ölförderung durch das Ölkartell Opec+ angedeutet und damit jüngste Kursverluste bei den Ölpreisen gestoppt. "Möglicherweise will Saudi-Arabien für den Fall vorbauen, dass die USA einer Wiederauflage des Atomabkommens dem Iran zustimmen und diesem damit die Rückkehr an den Ölmarkt erlaubt wird", vermuteten die Rohstoffanalsten der Commerzbank. Unter anderem kletterten Eni
Noch stärker ging es bei den Rohstoffwerten nach oben. "Die Industriemetalle erhielten zu Beginn der Woche etwas mit Rückenwind aus China, wo eine weitere Drosselung der Metallproduktion droht", hieß es dazu von der Commerzbank. "So hat die Region Sichuan, die zur Energieerzeugung im Wesentlichen von Wasserkraft abhängig ist, aufgrund der anhaltenden Dürre Notfallmaßnahmen zur Stromrationierung beschlossen."
Unter den kleineren Werten setzten die Papiere der Online-Apotheke Zur Rose
Besser schlugen sich die Aktien von Flughafen Zürich. Das Unternehmen hatte sich im ersten Halbjahr 2022 weiter von der Corona-Krise erholt. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 73 Prozent auf 458 Millionen Franken. Zum Vorkrisenniveau fehlen damit noch gut 20 Prozent der Erträge. Die Aktie zog um 2,5 Prozent an./mf/mis
Quelle: dpa-Afx