PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den massiven Verlusten zu Wochenbeginn haben sich die europäischen Börsen am Dienstag etwas gefangen. Angesichts der vorangegangenen Erschütterungen durch den Kollaps einer US-Regionlabank reichte es aber nur zu einer Stabilisierung. Der EuroStoxx 50
Der Pariser Leitindex Cac 40
Die Beruhigung könnte sich unterdessen als trügerisch erweisen. "Zwar hofft jeder, dass die Turbulenzen, die die Märkte seit Freitag erschüttert haben, überwunden sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob dies so ist", so Craig Erlam, leitender Marktanalyst bei Oanda. "Die Anleger werden weiterhin sehr sensibel auf die aktuellen Entwicklungen reagieren."
In einer Hinsicht haben die Probleme der US-Banken aber ihre positive Seite. "Nach den Bankenpleiten in den USA preist der Markt jetzt eine langsamere Gangart bei den Zinserhöhungen ein", betonte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets an. Allerdings blieben die US-Verbraucherpreise am Nachmittag abzuwarten. "Eine höher als erwartete Inflation könnte hier den Schalter wieder umlegen", warnte Molnar.
An der Spitze der Einzelsektoren lagen die zinssensiblen Immobilienwerte und Versorger. Beide wurden wegen vergleichsweise hoher und stabiler Dividendenrenditen in der Vergangenheit oft als Ersatz für die extrem niedrig rentierenden europäischen Anleihen verwendet. Durch die Zinswende waren gerade Immobilienwerte massiv unter Druck gekommen, zumal auch die Kreditkosten erheblich gestiegen sind.
Bankentitel lagen dagegen erneut am Ende des Feldes. Die Probleme der US-Banken sorgten hier einmal mehr für Zurückhaltung. "Die Schieflage einiger US-Banken hat bei Anlegern Liquiditätssorgen über europäische Geldinstitute geschürt", stellte Ulrich Stephan dazu fest. Der Chef-Anlagestratege der Postbank hält diese Befürchtungen aber für übertrieben. "Die größten Risiken sehe ich beim Gewinnpotenzial der europäischen Banken", so Stephan. "Sollte der Banken-Sektor einen Abzug der Kundeneinlagen präventiv mit höheren Einlagezinsen verhindern wollen, könnten die Zinsmargen der Banken unter Druck geraten." Die Aktien der angeschlagenen Credit Suisse
Besser sah es bei einem anderen Schweizer Titel aus. Givaudan
Quelle: dpa-Afx