PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Dienstag zugelegt. Nach den leichten Gewinnen am Vortag ging es nun etwas stärker aufwärts trotz unveränderter Belastungsfaktoren durch den Ukraine-Krieg. Der EuroStoxx 50 legte am Vormittag um 0,88 Prozent auf 3915,89 Punkte zu.
Der französische Cac 40 zeigte sich mit plus 0,7 Prozent auf 6628,45 Punkte ebenfalls stabil. Der britische FTSE 100 stieg um 0,51 Prozent auf 7480,23 Punkte.
Angesichts der Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell zu einem möglicherweise strikteren als bislang erwarteten Zinserhöhungskurs überraschte die Stärke der Börsen. Powell hatte angesichts der "viel zu hohen" Inflationsrate die Möglichkeit schnellerer Erhöhungen des Leitzinses ins Spiel gebracht. Die Fed könnte den Zinssatz bei den kommenden Sitzungen des Zentralbankrats bei Bedarf auch jeweils um mehr als 0,25 Prozentpunkte erhöhen.
"Bei den Aktienanlegern überwiegt weiterhin das Vertrauen in die Fed. Hier gehen alle davon aus, dass die Fed nur so stark erhöhen wird, dass es der Wirtschaft nicht schadet", merkte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners dazu an. Zudem fiel der Euro zum Dollar, was exportorientierten Branchen in die Hände spielt. Die vergleichsweise starke Entwicklung der Autowerte überraschte denn auch nicht.
Auch der Bankensektor legte deutlich zu, ebenso die Versicherer. Bereits in Asien war es hier zu Gewinnen gekommen. Intesa Sanpaolo stiegen dabei um 2,4 Prozent. Societe Generale (SocGen) hatte den Wert von "Hold" auf "Buy" hochgestuft. ING Groep legten sogar um drei Prozent zu. Die Aktie hatte im Zuge der jüngsten Korrektur rund 40 Prozent eingebüßt. Bei den Versicherern waren Zurich mit knapp zwei Prozent Aufschlag gesucht, nachdem sich Credit Suisse und Berenberg zuversichtlich zu dem Wert geäußert hatten.
Auch ein anderer Schweizer Wert, nämlich Richemont , profitiert von Analystenworten. Goldman Sachs hatte die Aktie auf die "Conviction Buy List" gehoben. Der Abschlag, mit dem Richemont gehandelt werde, sei nicht gerechtfertigt, so Analystin Louise Singlehurst. Die Aktie ersetzt nun Kering als bisherige Top-Empfehlung. Richemont steigen um 1,7 Prozent, während Kering nur um 0,3 Prozent vorankamen.
Der defensive Pharmasektor war dagegen weniger gefragt. Hier fielen Novartis durch eine Meldung auf, wonach der Pharmakonzern zahlreiche Aktivitäten in Russland aussetzt. Diese umfassen unter anderem die Aussetzung von Kapitalinvestitionen und Werbung. Berenberg hielt ungeachtet dessen an der positiven Einschätzung fest. Der Pharmakonzern biete Wachstum im mittleren einstelligen Bereich und werde seine Marge wohl bis ins Jahr 2026 steigern können, so Analystin Luisa Hector. Die Erwartungen der Anleger an neue Produkte aus der Pipeline seien derweil sehr gering. Novartis sanken um ein Prozent./mf/stk
Quelle: dpa-Afx