PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach einem schwachen Wochenausklang hat sich der Druck auf Europas Börsen am Montag noch verstärkt. "Die Jahresendrally an den Aktienmärkten scheint endgültig abgeblasen", kommentierten die Experten von Index-Radar die Kursentwicklung. Zudem schauten die Investoren mit zunehmenden Sorgen auf 2022. Auch die markttechnische Ausgangslage "sendet ein Warnsignal", heißt es weiter.
Immerhin konnten die wichtigsten Indizes ihre Anfangsverluste etwas eindämmen. Gegen Mittag büßte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Die schnelle Ausbreitung der Coronavirus-Variante Omikron lasse zunehmend Sorgen vor einem erneuten Stillstand in weiten Teilen der Wirtschaft aufkommen und könnte die Wachstums- und Gewinnschätzungen für das kommende Jahr sinken lassen, heißt es bei Index-Radar weiter. Zudem seien die wichtigsten Notenbanken in der vergangenen Woche auf einen strafferen geldpolitischen Kurs eingeschwenkt.
Aus Branchensicht gab es am Montag nur Verlierer in Europa. Mit am schlimmsten erwischte es die Aktien der Reise- und Freizeitindustrie, des Rohstoff- und Ölsektors und die Autoindustrie allesamt Bereiche, die in besonderer Weise unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen leiden: Ihre Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600
Der Index der eigentlich als krisenfest geltenden Gesundheitsbranche sank um rund zwei Prozent - hier belasteten die deutlichen Kursverluste von Novo Nordisk
Die Aktien des Insulinherstellers Novo Nordisk brachen wegen Lieferschwierigkeiten beim Hoffnungsträger Wegovy um über zehn Prozent ein, nachdem sie am Freitag noch ein Rekordhoch erreicht hatten. Wegen Problemen bei einem Zulieferer können die Dänen eigenen Angaben zufolge voraussichtlich die Nachfrage nach dem wichtigen Medikament zur Gewichtsreduktion im ersten Halbjahr 2022 nicht decken. Die Analysten der US-Banken JPMorgan und Citigroup sowie der Deutschen Bank strichen daraufhin ihre Kaufempfehlungen für die Aktie.
Die Anteilseigner des Pharmariesen Novartis mussten nach einem Forschungsrückschlag einen Kursverlust von gut 1,7 Prozent verkraften. Das Mittel Ligelizumab erwies sich in den Phase-III-Studien PEARL 1 und PEARL 2 zur Behandlung von Nesselsucht gegenüber der aktuellen Standardtherapie aus dem eigenen Haus nicht als überlegen, was Analysten als Enttäuschung werteten.
Etwas Moll-Stimmung herrschte auch bei den Besitzern von Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Börsianer verbanden Kursverluste von rund vieereinhalb Prozent beim Windkraft-Spezialisten Vestas
In Madrid büßten die Anteilsscheine von ACS
Dagegen zählte BNP Paribas
Auch Valneva stemmte sich mit einem Kursplus von 0,7 Prozent gegen das negative Marktumfeld. Die Aktien des französischen Biotech-Unternehmens profitierten von einer wohl baldigen Zulassung des Corona-Impfstoffs des US-Branchenkollegen Novavax in der EU. Beide Firmen entwickeln sogenannte Totimpfstoffe gegen das Coronavirus, die bei Impfskeptikern eventuell mehr Akzeptanz finden könnten als die bislang erfolgreichsten Impfstoffe, die auf der neuartigen mRNA-Technologie beruhen./gl/stk
Quelle: dpa-Afx