FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Mittwoch wieder auf das Parkett getraut. Allerdings taten sie dies nicht ganz ohne Sorge und so konnte der Dax Gewinne von zeitweise mehr als einem Prozent nicht verteidigen. Am Morgen hatte er als erste Reaktion auf einige gute Quartalsberichte deutlich zugelegt. Am Nachmittag stand er noch 0,47 Prozent höher bei 12 659,62 Punkten.
"Die Bullen behalten auf dem Frankfurter Börsenparkett die Oberhand", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. So legte auch der MDax um 0,80 Prozent auf 26 773,28 Zähler zu. Auf europäischer Bühne gewann der EuroStoxx etwa 0,6 Prozent. An der New Yorker Börse zeichnete sich für den Dow Jones Industrial ein Plus von mehr als einem halben Prozent ab.
Auf das Tagestief fiel der Dax am Nachmittag, als gerade der ADP-Jobbericht veröffentlicht wurde, der von Anlegern als Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag angesehen wird. Außerdem bleiben die Spannungen zwischen China und den USA sowie die Furcht vor einer erneuten Corona-Welle die bestimmenden Themen. Zusätzlich tickt bei den Diskussionen im US-Kongress über weitere Konjunkturhilfen in der Corona-Krise die Zeit.
Das Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger blieb groß, wie der erstmals über 2000 US-Dollar stehende Goldpreis zeigt. Von einer Befreiung wollen Chartexperten beim Dax denn auch weiter nicht sprechen. In den Augen von Index-Radar hat der Leitindex derzeit keinen handfesten Trend. Ein Stabilitätssignal wären erst Kurse oberhalb von 12 750 bis 12 850 Punkten, erklärte Andreas Büchler.
Vonovia schafften es am Mittwoch mit einem Anstieg um 2,9 Prozent erstmals in ihrer Geschichte über die 57-Euro-Marke. Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen trieben im bisherigen Jahresverlauf die Gewinnentwicklung von Deutschlands größtem Immobilienkonzern an. Jürgen Graf von der LBBW sprach von einem "sehr guten Halbjahresergebnis".
Für die Deutsche Post ging es um 3,2 Prozent hoch. Händler lobten die finalen Zahlen für das zweite Quartal als etwas besser als erwartet, vor allem was den erzielten Umsatz betrifft. Der Logistikkonzern verkrafte die Krise gut, sagte Daniel Roeska von Bernstein Research.
Bei BMW dagegen reagierten die Anleger mit einem Kursrutsch um 4,3 Prozent besonders enttäuscht. Dabei war das allgemeine Umfeld in der Autobranche eigentlich freundlich. Beim Zulieferer Continental , der ein verlustreiches Quartal hinter sich hat, lagen die Papiere aber auch nur auf Höhe der Gewinnschwelle.
Auch in der zweiten Indexreihe gab es zahlreiche Unternehmensberichte. Bei den 5,4 Prozent höheren Aktien der Commerzbank kam ein besser als erwartetes Quartal unter den Anlegern sehr gut an, auch wenn das Bankhaus wegen der Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau jetzt mit einem Jahresverlust rechnet.
Im SDax fielen Sixt positiv auf mit einem Anstieg um 6,3 Prozent - trotz der am Vorabend gekappten Geschäftsprognosen. Die Analysten von Jefferies und Hauck & Aufhäuser zeigen sich davon mit bestätigten Kaufempfehlungen wenig beeindruckt. Hauck-Experte Simon Bentlage sieht in Sixt einen strukturellen Gewinner in der Autovermietungsbranche.
Darüber hinaus rückten Analystenkommentare ins Rampenlicht. Im Dax litten Fresenius mit rund fünf Prozent Minus unter einem für sie ungewohnten negativen Votum durch die Experten von Jefferies. Für die Fresenius-Tochter FMC gaben die Analysten zugleich ihre Kaufempfehlung auf, hier fielen die Papiere um 3,7 Prozent.
Derweil blickt die Deutsche Bank jetzt optimistischer auf ProSiebenSat.1 . Hier blieben die fast fünf Prozent höheren Papiere auf Erholungskurs. Das Frankfurter Bankhaus sieht bei dem Medienkonzern wegen potenzieller Kurstreiber einen guten Einstiegszeitpunkt gekommen.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben sich am Mittwoch wenig verändert. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 145,86 Punkte, die Umlaufrendite jedoch verharrte auf minus 0,55 Prozent. Der Bund Future lag mit 0,38 Prozent im Minus bei 177,31 Punkten.
Der Eurokurs stieg am Mittwoch mit zuletzt 1,1877 US-Dollar wieder deutlich über die Marke von 1,18 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1765 Dollar festgesetzt./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx