FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch zunächst mit größeren Engagements zurückgehalten. Der Dax notierte am späten Vormittag 0,09 Prozent höher bei 14 570,38 Punkten, nachdem er tags zuvor mit 14 601 Zählern ein Rekordhoch erreicht hatte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Mittwoch zuletzt um 0,29 Prozent auf 32 004,51 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,1 Prozent abwärts.

"Das Motto des Börsentages heißt warten auf die Fed", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners mit Blick auf Signale der US-Notenbank am Abend. Angesichts der zuletzt deutlich angestiegenen Renditen für US-Staatsanleihen komme den Aussagen der Währungshüter "besondere Bedeutung" zu. Altmann rechnet aber damit, dass die Fed vage bleibt, und keine Zahl nennt, bis zu der sie einen weiteren Anstieg duldet.

Auch Helaba-Experte Ralf Umlauf erwartet keine Änderung der US-Geldpolitik: "Falls es Hoffnungen geben sollte, dass die Fed Hinweise auf ein baldiges Ende der extremen Geldpolitik geben wird, dürften diese wohl enttäuscht werden. Die Fed wird, wie schon die Europäische Zentralbank, zunächst Kurs halten. Zwar hat sich die Fed angesichts der steigenden Renditen bisher relativ entspannt gezeigt, weitere Straffungen der finanziellen Bedingungen dürften aber unerwünscht sein."

"Der Fed-Chef dürfte den Versuch unternehmen, die jüngsten Zinsanstiege zwar als Zeichen der Normalisierung zu begrüßen, gleichzeitig aber signalisieren, dass eine ungebremste Fortsetzung der Aufwärtsdynamik nicht im Interesse der Notenbank liegt", glaubt Experte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Beim jüngsten Höhenflug europäischer Automobilaktien scheint es derzeit keine Bremsen zu geben. Wie schon an den beiden Vortagen haben die Sektorwerte auch am Mittwoch ihr hohes Aufwärtstempo beibehalten. Während am Vortag positive Nachrichten von Volkswagen und vom Batteriehersteller Varta als Kurstreiber dienten, sorgten am Mittwoch gute Neuigkeiten von BMW und vom Zulieferer Leoni für weiteren Optimismus.

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts gewann am Vormittag 1,9 Prozent und war damit erneut der attraktivste Sektor in Europa. Gleichzeitig erklomm der Index den höchsten Stand seit Juni 2018 und nähert sich seinem Dreijahreshoch.

Die Aktien von BMW kletterten um 5,0 Prozent auf den höchsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Sie reagierten damit positiv auf den Ausblick des Autoherstellers für das laufende Jahr. Die operative Ergebnismarge im Kerngeschäft Automobilbau soll bei sechs bis acht Prozent liegen. Vergangenes Jahr war diese wichtige Kennzahl wegen Corona-Belastungen auf 2,7 Prozent abgesackt. BMW will zudem weiter sparen und die Mitarbeiterzahl senken.

Noch besser lief es für die Volkswagen -Vorzugsaktien, die an der Dax-Spitze um weitere 6 Prozent anzogen. Damit summiert sich ihr Kursgewinn seit Dienstag auf mehr als zwölf Prozent. Der Fahrplan, den der Wolfsburger Autobauer derzeit mit Blick auf die Elektromobilität aufstellt, sorgt weiter für gute Stimmung unter den Anlegern.

Die Aktien von Leoni profitierten massiv von den Geschäftszahlen und dem Ausblick des Autozulieferers und stiegen um fast 14 Prozent. Der angeschlagene Kabel- und Bordnetzspezialist blickt nach einem von der Corona-Krise gebeutelten Jahr wieder zuversichtlicher nach vorne. Der angepeilte Anstieg des Konzernumsatzes im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erscheine erreichbar, sagte ein Experte. Gleiches gelte für die avisierte Ergebnisverbesserung.

Die Papiere von Fraport reagierten mit einem Kurssprung von 3,3 Prozent auf eine positive Analystenstudie. So hatte die britische Großbank HSBC die Anteilsscheine des Flughafenbetreibers von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 48 auf 60 Euro angehoben./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx