FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt treten nach der jüngsten Rekordrally auf die Bremse. Der Dax lag am Dienstagmittag mit 0,37 Prozent im Minus bei 13 676,36 Punkten, nachdem die Anleger am Vortag über den 13 900 Punkten schon kalte Füße bekommen hatten. Der MDax dagegen schaffte es mit 0,28 Prozent ins Plus auf 31 036,66 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx bewegte sich wiederum mit 0,3 Prozent im Minus.

Zu Wochenbeginn hatte der Dax mit 13 907 Punkten erst eine Bestmarke gesetzt, er litt dann aber spät gemeinsam mit der Wall Street unter Gewinnmitnahmen. In New York mieden die Anleger die Unsicherheit wegen der anstehenden Wahlen im US-Bundesstaat Georgia an diesem Dienstag. Diese gelten als entscheidend für die künftigen Machtverhältnisse im einflussreichen US-Senat.

Einem weiteren Anstieg im Wege sehen Experten aber auch die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise. Die in den vergangenen Wochen spürbare Impfstoff-Euphorie weicht derzeit wieder etwas der Sorge, dass hohe Infektionszahlen und verlängerte Maßnahmen der Wirtschaft noch länger zusetzen werden. In Deutschland zeichnet sich eine Fortsetzung des Lockdowns bis mindestens Ende Januar ab. In England sollen künftig wieder weitreichende Ausgangsbeschränkungen gelten.

Laut Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets hat der Aktienmarkt für einen Weg aus der Pandemie schon viel vorweg genommen und so stelle sich die Frage, ob ein Einstieg auf Rekordniveau noch angebracht ist. Er sieht den Dax nun am Scheideweg - entweder mit einer größeren Korrektur oder nach dem Muster der vergangenen Monate, wonach kurze Schwächen nur eine Bereinigung im intakten Aufwärtstrend darstellen.

Auf der Unternehmensseite richteten sich die Blicke vor allem auf Stimmen von Analysten, die nach den Feiertagen nun wieder ihre Meinung kundtun. Vorne im Dax etablierten sich die Aktien von Munich Re mit einem Anstieg um 1,4 Prozent, nachdem die Experten von Bryan Garnier die Papiere auf eine Liste der besonders überzeugenden Anlageempfehlungen setzten.

Beim Autozulieferer Continental half es nicht nachhaltig, dass JPMorgan die Aktien in einer insgesamt optimistischen Branchenstudie hochstufte. Nach anfänglich deutlichen Gewinnen drehten die Papiere in einem gedämpften Sektorumfeld mit einem halben Prozent ins Minus. Für ElringKlinger gaben außerdem die Experten von JPMorgan ihren bisherigen Pessimismus auf. Hier setzten die Papiere ihre Rally mit einem Hoch seit Februar 2018 fort. Sie waren mit einem Plus von 5,9 Prozent der Spitzenreiter im SDax .

Bei anderen Branchenunternehmen wie BMW wird JPMorgan nach der jüngsten Erholung aber etwas vorsichtiger, die Aktien des Münchener Autobauers rutschten im Dax mit 1,5 Prozent ins Minus.

Hinten im Leitindex lagen aber die RWE -Aktien, die nach ihrer Vortagsrally auf ein Hoch seit 2012 um etwas mehr als zwei Prozent sanken. Versorger standen am Dienstag bei Anlegern europaweit ganz unten auf dem Wunschzettel. Die Aktien von Eon waren im deutschen Leitindex ein ähnlich großer Verlierer wie RWE.

Gesprächsstoff lieferte auch der mit Manipulationsvorwürfen konfrontierte Leasingspezialist Grenke , dessen vorgestellte Neugeschäftszahlen die Anleger nicht ermutigten. Die Aktien verloren im SDax zuletzt 2,3 Prozent, nachdem sie in der Spitze aber auch schon mehr als vier Prozent verloren hatten.

Zum Schlusslicht im Kleinwerte-Index wurden die 3,9 Prozent tieferen Titel des Nutzfahrzeugzulieferers Jost Werke . Belastend wirkten sich dort gleich zwei Abstufungen durch die Analysten von JPMorgan und Stifel Europe aus. Auf dem jüngsten Hoch seit März 2018 sieht JPMorgan-Experte Jose Asumendi nicht mehr viel Aufwärtspotenzial./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx