FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Kursrally zum Wochenstart lassen die Anleger am Dienstag am deutschen Aktienmarkt wieder mehr Vorsicht walten. Ein gestützt auf gute Quartalsberichte freundlicher Start erwies sich beim Dax nicht als nachhaltig. Gegen Mittag verlor der Leitindex 0,37 Prozent auf 12 600,78 Zähler. Der MDax rutschte mit 0,54 Prozent ins Minus ab auf 26 525,64 Punkte. Der EuroStoxx dagegen schaffte es, nahe der Gewinnschwelle zu bleiben.
Steigende Kurse bei Unternehmen wie Infineon, Metro oder Evonik prägten den positiven Start. Dann aber verloren die Anleger angesichts der weiter um sich greifenden Coronavirus-Pandemie schnell wieder ihren Mut, wie Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank betonte. "Trotz der gestrigen Kurssteigerung steht die Erholung an den Börsen auf tönernen Füßen", warnte auch sein Kollege Christian Henke von IG Markets.
Außerdem blicken Anleger derzeit etwas skeptisch nach Washington, wo Republikaner und Demokraten weiter über neue Maßnahmen in der Viruskrise streiten. Experten sehen es hier als eingepreist an, dass es am Ende einen Kompromiss geben wird. Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners sieht aber genau darin auch ein Gefahrenpotenzial: "Ein Scheitern der Verhandlungen könnte einen kleinen Kursschock auslösen."
Mit Bayer und Infineon standen am Dienstag zwei Dax-Werte mit Zahlen auf der Agenda. Bei Infineon kamen besser als erwartete Zahlen und der Ausblick auf das vierte Geschäftsquartal gut an, die Papiere des Chipkonzerns rückten um drei Prozent vor. Laut Mark Li von Bernstein Research hat der Konzern "an allen Fronten" überzeugt. Die Papiere befinden sich praktisch wieder auf dem Niveau vor der Corona-Krise.
Noch höhere Kursgewinne verbuchten nur MTU , die nach ihrem Vortagsrutsch und positiveren Analystenstimmen um 5,2 Prozent anzogen. Auch im weiter festen Autosektor profitierte mit Daimler ein Wert von einem Analystenkommentar, die Aktien der Stuttgarter gewannen zwei Prozent. Das Bankhaus Metzler stufte die Papiere des Autobauers gleich doppelt auf "Buy" hoch und setzt dabei auf das neue Management.
Bayer blickt vorsichtiger auf das Gesamtjahr, die Aktie fand sich mit einem Abschlag von fast drei Prozent am Dax-Ende wieder. Laut Analyst Markus Mayer von der Baader Bank wiegt der Ausblick gemeinsam mit der anhaltenden Unsicherheit um die Klagewelle in den USA schwerer auf der Aktie als ein besser als erwartetes Ergebnis im zweiten Quartal sie zu treiben vermag.
Im MDax gab es am Dienstag auch diverse Resultate zu verarbeiten. Anders als vorbörslich erwartet, sackten die Aktien von Teamviewer um vier Prozent ab, obwohl der Hersteller von Softwarelösungen für Fernwartungen im zweiten Quartal weiter von der Pandemie profitiert hat. Börsianer sprachen hier von Gewinnmitnahmen.
Bei Evonik dagegen haben robuste Geschäfte mit Desinfektionsmitteln sowie mit der Pharma- und Lebensmittelbranche die Folgen der Autokrise ein Stück weit gemildert. Das operative Ergebnis fiel besser aus als von Analysten erwartet. Die Aktien rückten um 3,3 Prozent vor.
Metro wurden 3,7 Prozent höher gehandelt. Laut Analyst James Grzinic von Jefferies Research ist der Umsatz am Heimatmarkt weniger deutlich zurückgegangen als befürchtet. Außerdem blickt der Handelskonzern wieder positiver in die Zukunft. Der Umsatz im Juli sei nach schlechten Monaten in der Corona-Krise wieder auf Vorjahresniveau gewesen.
Bei Fraport waren anfängliche Gewinne wegen eines besser als erwarteten Quartalsergebnisses nicht nachhaltig, die Anteile rutschten mit gut einem Prozent ins Minus ab. K+S dagegen mischten sich mit 2,2 Prozent unter die Gewinner, was Händler mit einem positiven Quartalsbericht des US-Konkurrenten Mosaic begründeten.
Im SDax fiel Schaeffler auf mit einem Kurssprung um 7,5 Prozent, in der Spitze erreichten sie über der 7-Euro-Marke ein Hoch seit fast zwei Monaten. Das erste Halbjahr des Autozulieferers sei solide gewesen, kommentierte JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Zum Anstieg dürfte auch das am Dienstag allgemein robuste Umfeld in der Autobranche beigetragen haben./tih/fba
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx