FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag einen Großteil seiner zu Wochenbeginn erzielten Gewinne eingebüßt. Er fiel am späten Vormittag um 0,67 Prozent auf 15 134,85 Punkte. Damit setzten sich die jüngsten Schwankungen des deutschen Leitindex fort. Er bewegt sich seit Wochen schon im Bereich zwischen 15 000 Punkten und seinem Rekordhoch von 15 501 Zählern hin und her.

Laut Pierre Veyret vom Broker ActivTrades bleiben Anleger vorsichtig gestimmt, auch wenn die Berichtssaison der Unternehmen derzeit solide verlaufe. Er verwies zwar perspektivische Lockerungen in der Corona-Pandemie mancherorts. Als Gegenpol gebe es aber die Erwartung einer anziehenden Inflation und die deshalb steigenden Marktzinsen, die unter den Anlegern für Unsicherheit sorgten.

Charttechnisch haben die Experten der hessisch-thüringischen Landesbank Helaba ihre Bedenken, was den Dax betrifft. Dem Leitindex sei es am Montag erneut nicht gelungen, die kurzfristig relevante 21-Tage-Durchschnittslinie nachhaltig zu überwinden. Sie verwiesen auch auf die Saisonalität: Gemäß der Börsenweisheit "Sell in May and go away" soll der Mai ein guter Monat sein für einen vorübergehenden Rückzug.

Die Verluste erstreckten sich auch auf den breiten Aktienmarkt in Deutschland und Europa. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten fiel um 0,79 Prozent auf 32 652,58 Punkte. Der Eurozonen-Index EuroStoxx bewegte sich zuletzt etwas moderater mit 0,2 Prozent im Minus.

Auf der Unternehmensseite sorgten einmal mehr Quartalsberichte für Gesprächsstoff - unter anderem bei den Infineon -Aktien. Sie sackten als Dax-Schlusslicht um 4,5 Prozent ab und konnten so nicht von leicht angehobenen Jahresprognosen des Chipkonzerns profitieren. Dies und die Zahlen seien "vermutlich nicht gut genug, um in dem aktuellen Umfeld noch zu begeistern", hieß es von Börsianern.

Infineon zählt zur Tech-Branche, einem Gewinner der noch schnelleren Digitalisierung in der Corona-Krise, die am Dienstag insgesamt unter Druck stand. Am Markt hieß es, hier machten sich die insgesamt steigenden Marktzinsen mit Gewinnmitnahmen bemerkbar. Entsprechend kamen auch andere Aktien von Pandemie-Profiteuren unter Druck, im Dax galt dies für den Essenslieferdienst Delivery Hero mit einem Minus von 1,3 Prozent.

Deutlicher zeigte es sich aber im MDax mit Kursrutschen unter anderem bei Teamviewer und Hellofresh . Gute oder gemischte Quartalszahlen konnten hier den Aktien keinen Rückenwind geben, sie sackten um 5,2 respektive 6,9 Prozent ab. Bei Teamviewer trug eine enttäuschende Umsatzentwicklung zum abrutschenden Aktienkurs bei.

Nicht gerade förderlich dürfte für die vorgenannten Werte auch die steigende Hoffnung auf baldige Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen sein. Die Landesbank Helaba verwies in ihrem Morgenkommentar auf eine sinkende Inzidenzzahl in Deutschland, wo jeder vierte Landkreis mittlerweile wieder unter der Schwelle für die sogenannte Bundes-Notbremse liegt. Gefragt waren unter diesen Umständen die 3,1 Prozent höheren Aktien der Lufthansa , dem wohl größten Sinnbild eines unter der Pandemie leidenden.

Nicht nachhaltig war die am Anfang noch positive Reaktion der Anleger auf die Zahlen von Vonovia , die Papiere des Immobilienkonzerns drehten ins Minus und fielen um 1,4 Prozent. Sie wurden gebremst von den derzeit steigenden Marktzinsen ausgebremst, mit denen die Immobilienbranche tendenziell an Attraktivität verliert. Diese können Bauen teurer machen und auf den Bewertungen von Immobilien lasten.

Als Profiteur steigender Zinsen gelten dagegen die Aktien aus dem Bankensektor. Nach zuletzt starkem Lauf sanken die Papiere der Deutschen Bank zwar um 0,8 Prozent, jene der Commerzbank fielen mit einem Kurssprung um 3,9 Prozent im insgesamt positiven Branchenumfeld in Europa aber positiv auf.

Im MDax drehten auch die Papiere des Diagnostikkonzerns Qiagen nach Zahlen mit 0,7 Prozent ins Minus. Ein Gewinner blieben dort die Siemens Healthineers -Titel mit einem Anstieg um ein halbes Prozent. Hier gab eine Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank Rückenwind.

Für Gesprächsstoff sorgte ansonsten noch Osram . Bei der Übernahme des deutschen Lichtspezialisten schlägt der Sensorhersteller AMS mit einem angepeilten Börsen-Abschied ein neues Kapitel auf. Den verbliebenen Osram-Aktionären werden dafür 52,30 Euro je Anteilsschein geboten - gemessen am Kurs vielleicht zu wenig. Die Aktien stiegen um 1,2 Prozent auf 52,55 Euro und damit über diesen Preis./tih/mis

Quelle: dpa-Afx