FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Deutsche Aktienmarkt wird an diesem Freitag im Sog schwacher US-Börsen mit Verlusten erwartet. Die Wall Street gab die Richtung vor, nachdem der Renditeanstieg am Anleihemarkt einmal mehr für Verunsicherung gesorgt hatte. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial drehte nach einem weiteren Höchststand ins Minus. Noch schlimmer erwischte es die Leitindizes an der Technologiebörse Nasdaq mit Rückgängen von mehr als 3 Prozent.

Knapp eine Stunde vor dem Handelsstart signalisierte der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex am großen Verfallstag ein Minus von 0,6 Prozent auf 14 688 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex mit 14 804 Punkten ein weiteres Rekordhoch erreicht. Dennoch dürfte die Wochenbilanz positiv ausfallen. Aktuell deutet sich für diese Woche ein Dax-Gewinn von rund 1,3 Prozent an. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wird am Freitagmorgen 0,7 Prozent tiefer erwartet.

"Der Dax leidet heute gleich mehrfach", erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Zum einen müssen die Kursverluste aus den USA verarbeitet werden. Dazu kommen die wieder aufflammenden Pandemie-Sorgen. Zum anderen setzen wenig überraschend nach dem steilen Kursanstieg jetzt Gewinnmitnahmen ein." Durch den großen Verfall rechnet er nach dem steilen Marktanstieg mit eher begrenzten Auswirkungen. Die relevanten Marken großer Dax-Positionen lägen ohnehin weit außer Sichtweite.

Am sogenannten großen Verfallstag laufen Terminkontrakte auf Indizes und einzelne Aktien aus. Börsianer verwenden den Begriff, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. An solchen Tagen sind größere Schwankungen möglich, da große Marktteilnehmer wie Fonds- oder Vermögensverwalter manchmal versuchen, noch rechtzeitig die Kurse in Richtung jener Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind.

Aus Unternehmenssicht dürfte es am Freitag nachrichtlich ruhig werden. Geschäftszahlen größerer Unternehmen stehen nicht auf der Agenda. Insofern könnten in erster Linie Analystenstudien für Bewegung sorgen.

Im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate fielen die Aktien von Gea mit einem Kursplus von 3,0 Prozent auf. Die Schweizer Großbank UBS hatte die Papiere des Anlagenbauers von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 33 auf 40 Euro angehoben. Die Gea-Aktie habe sich zuletzt deutlich schlechter als der Branchendurchschnitt entwickelt, bemerkte Analyst Sven Weier. Nun sei aber ein Wendepunkt gekommen, denn die Auftragsdynamik dürfte zunehmen, zu höheren Ergebnissen führen und letztlich damit zu einer Aufwertung der Papiere.

Marktbeobachter dürften zudem darauf achten, wie es mit den Volkswagen-Aktien weitergeht. Nach den hohen Kursgewinnen der VW-Stammaktien in den vergangenen Tagen ließ der Aufwärtsdrang am Donnerstag etwas nach. Dennoch gingen sie mit einem satten Plus von fast 6 Prozent aus dem Handel. Im Handelsverlauf waren sie in der Spitze um fast 16 Prozent nach oben geschossen auf den höchsten Stand seit 2008. Die stimmrechtslosen Vorzugsaktien des Autobauers fielen hingegen nach zwei starken Tagen letztlich um 3,4 Prozent. Am Freitag fielen sie auf Tradegate zuletzt um weitere 2,0 Prozent./edh/jha/

Quelle: dpa-Afx