FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschende Quartalsberichte der großen US-Technologiekonzerne verderben auch den Anlegern am deutschen Aktienmarkt vor dem Wochenende nochmals die Stimmung. Dem zaghaften Stabilisierungsversuch des Dax am Vortag folgt am Freitag wohl ein neuerlicher Rutsch. So signalisierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex gut eine Stunde vor dem Xetra-Start einen Abschlag von 1,8 Prozent auf 11 387 Punkte. Auch das Leitbarometer der Eurozone, der EuroStoxx 50 , wird 1,8 Prozent tiefer erwartet.
An der tags zuvor erholten Wall Street seien die Futures nach den Quartalszahlen von Apple , Amazon , Alphabet , Facebook und Twitter sofort wieder auf Tauchgang gegangen, sagte ein Börsianer. Vor allem der Kurzmitteilungsdienst Twitter enttäuschte mit geringem Nutzerzuwachs erheblich. Nachbörslich verloren die Papiere daraufhin im zweistelligen Prozentbereich.
Der Dax erlebte im Zuge der verschärften Corona-Krise mit einem neuen Teil-Lockdown von diesem Montag an bereits eine rabenschwarze Woche. Sollte sich der Rutsch auf das Niveau um die 11 400 Punkte manifestieren, läge der Wochenverlust bei fast zehn Prozent. Das Chartbild ist entsprechend düster und verspricht unmittelbar kaum Unterstützung. "Die Warnungen, dass der Oktober in der Regel zu den schlechtesten Börsenmonaten zählt, haben sich bewahrheitet", schrieben die Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick. Es zeige sich, dass der Rutsch unter den 200-Tagedurchschnitt den Abgabedruck weiter verstärkt habe.
Dass die Europäische Zentralbank (EZB), wie am Vortag angekündigt, angesichts der Verschärfung der Corona-Krise weitere Notfallmaßnahmen vorbereitet und eine Neuausrichtung der geldpolitischen Instrumente vornehmen will, hatte den Markt nur kurzzeitig stabilisiert.
Unter den Einzelwerten stehen im Dax am Freitag Continental im Blick nach dem angekündigten Rücktritt von Vorstandschef Elmar Degenhart. Auch wenn der Rücktritt wohl aus eigenem Entschluss geschehe, dränge der Aufsichtsrat von Conti auf schnelle Veränderungen, sagte ein Händler. Davon sollten die Papiere des Autozulieferers und Reifenherstellers profitieren. Vorbörslich auf Tradegate war davon am Freitag gleichwohl noch nichts zu spüren, die Papiere verloren im schwachen Gesamtmarkt 1,6 Prozent zum Xetra-Schluss.
Das Analysehaus Jefferies sprach für die Aktien von RWE eine Kaufempfehlung aus und wird optimistischer für Windkraft. Dem schwachen Markt konnten sich die Titel des Energiekonzerns nicht entziehen, sie verloren auf Tradegate 1,5 Prozent zum Xetra-Schluss.
SNP Schneider-Neureither aus dem Nebenwerteindex SDax veröffentlichte Zahlen für das dritte Quartal und bestätigte die Jahresprognose. Auf Tradegate legten die Titel des Software-Spezialisten um mehr als fünf Prozent zu./ajx/jha/
Quelle: dpa-Afx