FRANKFURT (dpa-AFX) - Der historische Einbruch der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal und schwache Geschäftsahlen unter anderem von Volkswagen haben den Dax am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Nach seinem bis zur Wochenmitte recht lethargischen Verlauf büßte der deutsche Leitindex bis zum Mittag 2,20 Prozent auf 12 539,59 Punkte ein. Dies ist das niedrigste Niveau seit Mitte Juli.
Der MDax der mittelgroßen Werte sank um 1,46 Prozent auf 26 437,46 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,5 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft hat auf dem Höhepunkt der Corona-Krise einen noch nie da gewesenen Einbruch erlebt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Bereits zum Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung deutlich gesunken. Europas größte Volkswirtschaft steckt in einer tiefen Rezession.
Ralf Umlauf, Analyst der Landesbank Helaba, äußerte sich skeptisch: "Zwar verbessern sich Stimmungsindikatoren und realwirtschaftliche Daten seit einigen Monaten wieder deutlich, für das Gesamtjahr 2020 wird dennoch mit einem sehr großen Minus beim Bruttoinlandsprodukt zu rechnen sein. Darüber hinaus schwebt das Damoklesschwert der zweiten Infektionswelle vor allem über der Entwicklung der internationalen Konjunktur."
Im Dax sackten die Vorzugsakten von Volkswagen um rund fünf Prozent ab. Der Autobauer rutschte in der Corona-Krise tief in die roten Zahlen und will nun weniger an die Aktionäre ausschütten als zunächst gedacht. Schlechter im Leitindex waren nur noch Wirecard mit einem Minus von mehr als acht Prozent. Die Papiere des insolventen Zahlungsdienstleisters sind inzwischen zu einem kurzfristigen Spekulationsobjekt geworden.
Stark unter Druck standen ebenfalls die Anteilsscheine von HeidelbergCement , die gut vier Prozent einbüßten. Dem Baustoffkonzern haben im zweiten Quartal hohe Abschreibungen einen Milliardenverlust eingebrockt. Wegen der Coronavirus-Pandemie gab das Unternehmen zudem weiterhin keine Ziele für das laufende Jahr aus, was am Markt nicht gut ankam.
Auch die nach dem Corona-Crash sehr stark gelaufenen Papiere der Deutschen Börse konnten sich dem Abwärtssog am Gesamtmarkt nicht entziehen und fielen um fast vier Prozent. Die Geschäftszahlen des Börsenbetreibers hätten zwar den Erwartungen in etwa entsprochen, sagte ein Händler. Weil positive Überraschungen aber ausgeblieben seien, hätten die Anleger nun Kasse gemacht.
Am MDax-Ende brachen die Aktien von Grenke um mehr als acht Prozent ein. "Die Zahl der säumigen Zahlungen hatte sich im April verdoppelt und zu einem Anstieg der Risikovorsorge für laufende Vertragsbeziehungen geführt", hieß es von dem Finanzdienstleister.
Im Nebenwerte-Index SDax ragten die Anteilsscheine von Krones mit einem Minus von rund elf Prozent negativ heraus. Der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller war wegen der Corona-Krise im zweiten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht./la/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx