FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hat es für den Dax am Donnerstag für einen weiteren Rekord nicht gereicht. Nach dem Auftakt war der deutsche Leitindex dicht an seinen Höchststand vom Vortag bei rund 18 893 Punkten herangerückt, danach verließ die Anleger etwas der Mut. Am Nachmittag verlor der Dax 0,38 Prozent auf 18 798,13 Punkte. Frische US-Konjunkturdaten brachten keinen Auftrieb.
Den Leitindex belasteten vor allem die hohen Kursverluste von zuletzt 5,2 Prozent bei den schwer gewichteten Siemens-Aktien nach dem Quartalsbericht des Technologiekonzerns. Ein Händler wertete die Zahlen als etwas enttäuschend und letztlich alles andere als perfekt. Der starke Lauf der Siemens-Papiere ist erst einmal vorbei.
Im Gegensatz zum Dax legte der MDax auf dem höchsten Kursniveau seit September 2023 um 0,64 Prozent auf 27 628,15 Punkte zu. Damit setzte er seine Aufholjagd zum Dax fort. Seit Jahresanfang hinkt der Index der mittelgroßen Werte dem Dax aber immer noch recht deutlich hinterher. Der EuroStoxx 50 , das Leitbarometer der Eurozone, stand am Donnerstagnachmittag mit 0,4 Prozent im Minus.
Am Vorabend hatten die wichtigsten US-Aktienindizes nach den Inflationszahlen neue Höchststände erreicht, am Donnerstag zeichnet sich in New York ein stabiler Auftakt ab. Der Preisauftrieb hatte sich in den Vereinigten Staaten im April etwas abgeschwächt. Dies nährte die Hoffnung, dass die zuletzt fragliche Zinswende in den USA doch wieder näher rückt. Notenbankchef Jerome Powell hatte aber erst am Dienstag erneut gegenteilige Signale gesendet.
"Die Zinssenkungsfantasie ist endgültig zurück auf dem Börsenparkett, die Aussicht auf billiges und damit noch mehr Geld treibt die Börsenkurse weiter nach oben", kommentierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Analyst Christian Henke vom Broker betonte jedoch, dass die US-Verbraucherpreise immer noch deutlich über dem Ziel der Notenbank Fed von zwei Prozent lägen und mit Blick auf eine erhoffte Zinssenkung in den kommenden Monaten nach Möglichkeit weiter fallen sollten.
Mit der Deutschen Telekom legte neben Siemens ein weiterer Dax-Konzern Quartalszahlen vor - und konnte ebenfalls nicht so richtig überzeugen. Bemängelt wurde etwa der Barmittelfluss. Zuletzt gaben die T-Aktien um 0,5 Prozent nach.
Die Aktien des Biotech-Zulieferers Sartorius rutschten nach ihrer jüngsten Stabilisierung wieder um 5,8 Prozent ab und damit in Richtung Jahrestief. Sartorius waren Mitte April für die Resultate des ersten Quartals abgestraft worden.
Die Investmentbank Oddo BHF stufte die Anteile von Ströer von "Neutral" auf "Outperform" hoch, mit einem von 60 auf 100 Euro angehobenen Kursziel. Die Dynamik im Kerngeschäft mit Außenwerbung dürfte kurz- und mittelfristig enorm robust sein, hieß es. Anleger nahmen diese Einschätzung zum Anlass für Käufe, die Ströer-Aktien gewannen im MDax 5,5 Prozent. Freenet hingegen verloren nach Quartalszahlen gut vier Prozent. TV-Werbeausgaben bremsten den Mobilfunk- und TV-Anbieter aus.
Zahlreiche Aktien werden am Donnerstag außerdem mit Dividendenabschlag gehandelt, dürften also vor allem optisch tiefer erscheinen. Im Dax sind es die Papiere von BMW , Daimler Truck , SAP und Symrise .
Der Euro kostete am Nachmittag 1,0862 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0832 Dollar festgelegt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,54 Prozent am Vortag auf 2,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,28 Prozent auf 124,82 Punkten. Der Bund-Future sank um 0,14 Prozent auf 131,59 Zähler./ajx/jha/
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx