FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt haben sich die Kurse am Donnerstag im Laufe des Tages etwas von ihren Verlusten zu Handelsbeginn erholt. Zwar lag der Dax am Nachmittag noch mit 0,64 Prozent im Minus bei 13 170 Punkten; im frühen Handel hatte der Leitindex aber um bis zu 1,7 Prozent eingebüßt und drohte unter die 13 000er-Marke zu fallen. Auf der Stimmung an den Börsen lastete die Sitzung der US-Notenbank Fed am Vorabend.
Die Fed will den Leitzins angesichts der Corona-Krise offenbar über Jahre hinweg an der Nulllinie belassen. Die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses erwarten überwiegend, dass sich am gegenwärtig niedrigen Zinsniveau bis ins Jahr 2023 nichts Wesentliches ändern wird. Notenbankchef Jerome Powell bekräftigte ferner seine Auffassung, dass der Staat seine finanzielle Unterstützung in der Corona- und Wirtschaftskrise ausweiten müsse.
Letzteres wertete Analyst Jochen Stanzl als Belastung für die Aktienmärkte: "Viele Anleger staunten nicht schlecht, als die Fed gestern die Verantwortung der Fiskalpolitik übergab und noch viel größere Konjunkturprogramme forderte als die bislang bereits verabschiedeten". Damit spiele die Fed in der Geldpolitik den Ball zurück an die US-Regierung. Die aber liefere sich vor den Präsidentschaftswahlen mit den Demokraten einen Grabenkampf um Ausgestaltung und Höhe des nächsten Konjunkturpakets.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gab um 0,39 Prozent auf 27 584 Punkte nach. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 1 Prozent.
Grenke-Aktien erholten sich um 21 Prozent, nachdem sie in den vergangenen beiden Tagen um mehr als 50 Prozent eingebrochen waren. Sie hatten unter einer sogenannten Short-Attacke gelitten. Der selbsternannte Research-Dienst Viceroy hatte dem Leasing-Anbieter unter anderem Bilanzfälschung vorgeworfen - und vom darauf folgenden Kurseinbruch profitiert. Grenke weist die Vorwürfe zurück und will am Nachmittag und erneut am Freitag zu diesen Stellung beziehen.
Wie so oft in Phasen schwacher Börsen gab der Automobilsektor überdurchschnittlich stark nach. Im Dax reichten die Kursverluste von Continental , Daimler und Volkswagen bis zu 2,6 Prozent. Papiere des Zulieferers Infineon zählten mit minus 2,1 Prozent ebenfalls zu den schwächsten Titeln im Dax.
Dass Delivery Hero die Expansion fortsetzt und für bis zu 230 Millionen Euro die lateinamerikanischen Aktivitäten des Konkurrenten Glovo übernimmt, kam an der Börse gut an. Gegen den schwachen Gesamtmarkt stieg der Kurs des Lieferanten von Essen an der Spitze des Dax um 2,7 Prozent.
RWE-Aktien gaben belastet von einer gestrichenen Kaufempfehlung der französischen Bank Societe Generale um 0,7 Prozent nach. Eine Kaufempfehlung der Berenberg Bank trieb dagegen die Aktien von Fraport um 4,5 Prozent nach oben.
Im SDax der Nebenwerte rückten SMA Solar um 4 Prozent vor auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. "Das Thema Erneuerbare Energien steht in der Gunst der Anleger weit oben", sagte ein Börsianer und verwies auf eine voraussichtlich steigende Nachfrage Chinas.
Am Devisenmarkt rutschte der Euro im frühen Handel auf den tiefsten Stand seit Mitte August, erholte sich anschließend aber wieder und wurde zuletzt mit 1,1800 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1869 Dollar festgelegt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,49 Prozent am Mittwoch auf minus 0,48 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 145,49 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,19 Prozent auf 174,30 Zähler zu./bek/eas
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx