FRANKFURT (dpa-AFX) - Hoffnungen auf neue Behandlungsmethoden gegen das Coronavirus haben den deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart beflügelt. "Es ist insbesondere die Zuversicht, dass es bei einem möglichen zweiten Lock-Down nicht mehr zu solch drastischen Massnahmen wie aus der ersten Schließung der deutschen Wirtschaft kommen wird", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.
Der Dax baute seine Anfangsgewinne im Vormittagsverlauf aus und überwand die in der Vorwoche gerissene, vielbeachtete Marke von 13 000 Punkten. Zuletzt notierte der Leitindex 2,38 Prozent höher bei 13 068,01 Punkten. Der MDax gewann 1,29 Prozent auf 27 618,02 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um rund 2,3 Prozent auf 3334 Zähler vor.
"Es ist die Hoffnung auf den großen Wurf auf der Suche nach einer erfolgreichen Therapie gegen das Coronavirus, welche die Investoren wieder hoffen lässt", glaubt Marktanalyst Timo Emden von Emden Research.
Die US-Regierung erwägt, das Zulassungsverfahren eines Corona-Impfstoffkandidaten von Astrazeneca zu beschleunigen. Zudem erteilte sie eine Notfallgenehmigung für die Behandlung der Erkrankung Covid-19 mit Blutplasma, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. "Zwar bestehen Zweifel an der Behandlung mit Blutplasma. Da sich die Anleger aber bewusst sind, dass ein langes Warten auf einen effektiven Impfstoff bevorstehen dürfte, reagieren sie positiv auf jeden Fortschritt im Kampf gegen das Virus", kommentierte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien des Essenlieferdienstes Delivery Hero als neues Dax-Mitglied im Anlegerfokus. Mit einem Kursanstieg von 1,4 Prozent gehörten sie allerdings zu den am wenigsten attraktiven Werten im Leitindex. Delivery Hero nahmen den Platz der Wirecard-Papiere ein, die wegen der Folgen eines Bilanzskandals die erste Börsenliga verlassen mussten.
Der Dax-Aufstieg von Delivery Hero aus dem MDax zog weitere Index-Änderungen nach sich. So rückten die bisher im Nebenwerteindex SDax vertretenen Papiere des auf die Chipindustrie ausgerichteten Spezialmaschinenbauers Aixtron in den MDax auf. Dafür kamen die Titel von Hornbach Baumarkt in den SDax. Die Aixtron-Papiere gewannen rund 2,6 Prozent, die Hornbach-Baumarkt-Aktien kletterten um rund 0,7 Prozent nach oben.
Eine Kaufempfehlung der Investmentbank Mainfirst trieb den Kurs der Fraport-Aktien um 3,8 Prozent aufwärts. Analyst Johannes Braun zeigte sich zuversichtlich für das Passagieraufkommen auf dem Frankfurter Flughafen. Er rechnet für 2021 mit einer Erholung der Passagierzahlen auf etwa zwei Drittel des Niveaus vor der Corona-Krise. Damit ist der Mainfirst-Experte optimistischer als der Flughafenbetreiber selbst.
Die Aktien des Corona-Krisengewinners Stratec setzten ihren Rekordkurs fort und verteuerten sich um weitere 3,9 Prozent. Damit waren die Papiere des Laborausrüsters der Spitzenwert im SDax. Dabei gab eine Studie der Deutschen Bank Rückenwind. Analyst Jan Koch sieht für die Aktien noch Luft nach oben bis 136 Euro. Trotz der jüngsten Kursrally würden die Papiere immer noch mit einem 25-prozentigen Abschlag zu den Titeln jenen des größten Wettbewerbers Tecan gehandelt, so Koch./edh/stk
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx