FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem internationalen Notenbankertreffen haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zurückgehalten. Der Dax notierte am Nachmittag 0,22 Prozent tiefer bei 13 160,95 Punkten. Der MDax büßte 0,56 Prozent auf 27 706,34 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone sank um 0,3 Prozent auf rund 3346 Zähler.
An diesem Donnerstag beginnt das jährliche Treffen der weltweit wichtigsten Zentralbanker, das wegen der Corona-Pandemie online stattfindet. Beobachter erwarten, dass die US-Notenbank Fed künftig keine konkrete Inflationsrate mehr anstrebt, sondern einen Durchschnittswert. Dies könnte eine noch längere Phase extrem niedriger US-Zinsen nach sich ziehen. Die US-Zinsen sind ein zentraler Einflussfaktor für das Geschehen an den globalen Finanzmärkten.
Die seit dieser Woche im Dax enthaltenen Aktien von Delivery Hero fielen um 2,6 Prozent und waren damit das Schlusslicht im Leitindex. Der Essenslieferdienst bezahlte den Bestellrekord während der Corona-Pandemie mit tiefroten Zahlen. Dennoch setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort und übernimmt den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai.
Nach einer beeindruckenden Kursrally der Deutschen Post in den vergangenen Monaten wurde am Tag der Hauptversammlung die Luft bei 40 Euro dünn. Wie schon am Vortag konnten die Papiere diese Hürde auch am Donnerstag nicht nachhaltig überwinden. Zuletzt gaben sie um 0,7 Prozent auf 39,75 Euro nach. Vom Crashtief Mitte März hat sich der Kurs des Logistikanbieters mittlerweile mehr als verdoppelt.
Eine negative Analystenstudie zu Aroundtown beförderte die Aktien des Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialisten um 6,6 Prozent abwärts an das MDax-Ende. Die britische Investmentbank Barclays stufte die Papiere von Aroundtown von "Overweight" auf "Underweight" ab und senkte das Kursziel auf 4,60 Euro. Eine auf den ersten Blick günstige Bewertung allein reiche nicht aus, zu berücksichtigen sei auch die hohe Verschuldung des Unternehmens.
Aktienkäufe auf niedrigem Kursniveau trieben die Leoni-Papiere um 4,8 Prozent aufwärts, nachdem sie tags zuvor auf den niedrigsten Stand seit Anfang April gefallen waren. Analyst Christian Glowa von der Bank Hauck & Aufhäuser (H&A) strich seine Verkaufsempfehlung für die Aktien des Automobilzulieferers nach einer Online-Investorenveranstaltung mit Finanzchefin Ingrid Jägering.
Die Optikerkette Fielmann will in den kommenden zwölf Monaten mit einer Übernahme einen neuen Markt erschließen. Zudem veröffentlichte das Unternehmen seine endgültigen Halbjahreszahlen, die keine größeren Überraschungen bereithielten. Auch der Jahresausblick wurde bestätigt. Die Fielmann-Aktien fielen um 1,8 Prozent.
Eine Kapitalerhöhung von Instone sorgte bei den Anteilsscheinen für einen Kursverlust von 5,2 Prozent. Der Projektentwickler für Wohnimmobilien will mittels Bezugsrechten das Kapital um rund 175 Millionen Euro erhöhen und diese Mittel in künftiges Wachstum investieren. Vorangegangen war der Kapitalmaßnahme ein starker Kursanstieg der Aktien. Vom jüngsten Tief Anfang April hatte sich der Kurs bis zum Vortag in der Spitze fast verdoppelt.
Der Euro wurde am frühen Nachmittag mit 1,1810 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1789 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,43 auf minus 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,11 Prozent auf 145,77 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,25 Prozent auf 176,33 Punkte./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx