FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat nach dem jüngsten Schwächeanfall am Montag wieder ordentlich zugelegt. Mit dem Rückenwind der US-Börsen baute der deutsche Leitindex die anfänglichen Gewinne aus. Am Nachmittag notierte er 1,47 Prozent fester bei 14 125,23 Punkten, womit ihm nur noch rund 70 Punkte beziehungsweise ein halbes Prozent zum Rekordhoch von 14 197 Punkten vom vergangenen Mittwoch fehlten.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gewann zuletzt 0,59 Prozent auf 30 897,12 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 1,16 Prozent auf 3712,00 Zähler vor.
Nach dem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht war den wichtigsten US-Indizes am Freitag eine deutliche Erholung geglückt. Zudem nahm das billionenschwere Konjunkturpaket von Präsident Joe Biden am Wochenende eine entscheidende Hürde, da ihm auch der Senat als zweite Parlamentskammer zustimmte.
"Für die Anleger dürften weitere Liquiditätsschwemmen weiteres Wasser auf die Mühlen sein", kommentierte Experte Timo Emden. "Auch wenn bereits im Vorfeld mit dem Absegnen des Pakets gerechnet wurde und somit ein großer Teil bereits eingepreist sein sollte, dürften Investoren die Entscheidung begrüßen."
Die Kehrseite besteht aus steigenden Zinsen als Ausdruck von Wachstumsoptimismus und Inflationsängsten. Je besser Konjunkturdaten ausfielen, desto größer werde der Zweifel der Finanzmärkte an einer fortgesetzten expansiven Geldpolitik, sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. In diesem Dilemma steckt der Aktienmarkt seit Wochen.
Zu den Favoriten der Anleger am deutschen Aktienmarkt zählten Aktien von Banken: Deutsche Bank verteuerten sich an der Dax-Spitze um über fünf Prozent und erreichten den höchsten Stand seit August 2018. Im MDax ging es für Commerzbank um 4,8 Prozent hoch. JPMorgan-Marktstratege Mislav Matejka setzt in einer Strategiestudie auf einen weiteren Anstieg der Anleiherenditen, der sich günstig auf die Erträge von Finanzkonzernen auswirkt.
Zudem sieht Matejka weiteres Potenzial bei "Reopening"-Ideen - also Werten, die von einer Lockerung der Restriktionen in der Corona-Pandemie profitieren. Dazu zählen insbesondere Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche. Entsprechend ging es für Papiere des Triebwerksbauers MTU , der Fluggesellschaft Lufthansa und des Flughafenbetreibers Fraport um bis zu über sechs Prozent bergauf. Airbus verzeichneten einen Kursanstieg von 2,3 Prozent. Bei dem Flugzeugbauer nahm die Auslieferung neuer Maschinen nach einem schwachen Jahresstart im Februar etwas an Fahrt auf.
Die Aktien der Deutschen Post bauten dank des angekündigten Aktienrückkaufprogramms für bis zu eine Milliarde Euro ihr Kursplus auf fast vier Prozent aus. Zudem will der Logistikkonzern die Dividende im Vergleich zum Vorjahr deutlicher anheben als erwartet.
Eine neue Verkaufsempfehlung der Citigroup ließ indes die Anteilsscheine des Spezialchemiekonzerns Covestro um rund ein Prozent sinken. Damit zählte der Kunststoffkonzern zu den größten Verlierern im Dax. Im Kleinwertesegment SDax büßten Aktien des Immobilienunternehmens Corestate Capital als Schlusslicht über siebeneinhalb Prozent, nachdem das Analysehaus Jefferies sein Kaufvotum gestrichen hatte.
Für Aufsehen sorgte eine Mitteilung der Deutschen Börse vom Wochenende, in der sie ihre Entscheidung für Veränderungen im SDax korrigierte. Dort kommt es zu größeren Änderungen als zunächst geplant. So gibt es mit der SGL Carbon einen weiteren Aufsteiger, raus fällt im Gegenzug die Deutsche Beteiligungs AG . Die Deutsche Börse berichtigte damit ihre Angaben vom Mittwoch, als die für März anstehenden Index-Änderungen bekannt gegeben worden waren. SGL-Papiere legten daraufhin um mehr als drei Prozent zu. Die Titel der Deutsche Beteiligung trotzten dem nun verkündeten Abstieg mit einem Plus von immerhin 0,3 Prozent.
Leoni -Titel profitierten mit einem Kurssprung von rund zehn Prozent von Plänen des neuen Aktionärs Stefan Pierer sowie einer positiven Branchenstimmung. Händler verwiesen auf einen Bericht der "Automobilwoche" vom Sonntag. Dort heißt es, Pierer wolle bei dem bald wieder im SDax gelisteten Autozulieferer eine aktivere Rolle spielen und den Konzernumbau vorantreiben. Dabei schließe er eine Erhöhung seiner Beteiligung nicht aus, die er bereits im Februar von fünf auf zehn Prozent verdoppelt hatte. Auf Nachfrage habe er zwar ein mögliches Übernahmeangebot als "zu früh" bezeichnet. Dennoch könnte der Bericht einige Spekulationen schüren, hieß es Markt.
Der Euro setzte seinen Abwärtstrend fort und kostete zuletzt 1,1866 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag noch auf 1,1938 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,35 Prozent am Freitag auf minus 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 144,63 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,22 Prozent auf 170,92 Punkte./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx