FRANKFURT (dpa-AFX) - Gute Vorgaben und Rekorde von der Wall Street sowie positive Konjunkturdaten haben dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag einen Schub nach oben gegeben. Der Dax überwand die Marke von 14 500 Punkten und notierte am späten Vormittag 0,55 Prozent im Plus bei 14 540,31 Zählern. Damit nähert sich der deutsche Leitindex wieder dem Rekordhoch bei 14 595 Punkten vom vergangenen Donnerstag.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Dienstag um 0,68 Prozent auf 32 031,28 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,4 Prozent hoch.
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im März überraschend deutlich aufgehellt. "Der ZEW-Index kam etwas freundlicher rein als es erwartet worden war. Insbesondere das konjunkturelle Sentiment liegt deutlich über den Erwartungen", erklärte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect.
Die Anleger setzten weiter auf einen "Post-Virus Boom", erklärte ein Marktstratege. Dabei vertrauten sie auch auf eine maßvolle Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Zuletzt hatten Inflationssorgen und ein Renditeanstieg punktuell immer wieder für Unruhe gesorgt. Die US-Zentralbank gibt an diesem Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekannt.
"Trotz aktuell steigender Corona-Fallzahlen in Europa liegen Aktienanleger wohl grundsätzlich richtig, wenn sie durch die dritte Welle hindurchschauen", empfahl Chef-Kapitalmarktstratege Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock. Im zweiten Halbjahr dürfte sich die ökonomische Aktivität auch in den bisher arg gebeutelten Dienstleitungssektoren zurückmelden, glaubt er.
Nach endgültigen Geschäftszahlen und Strategiesignalen sind die Vorzugsaktien von Volkswagen am Dienstag erstmals seit 2015 über die Marke von 200 Euro geklettert. Die Papiere der Wolfsburger gewannen an der Dax-Spitze 5,7 Prozent. Die Anleger honorierten dabei den geplanten Ausbau der Plattformstrategie und die ambitionierten E-Technologie-Pläne des Autokonzerns.
Ein trüberer Ausblick ließ die Aktien von RWE um 0,9 Prozent einknicken. Erste Analystenäußerungen zeigten sich allerdings weniger enttäuscht von den Geschäftszahlen und -zielen. Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi nannte das operative Ergebnisziel für 2021 solide und verwies auf den bekräftigten Ausblick auf 2022. Sein Jefferies-Kollege Ahmed Farman zeigte sich von der Nettoverschuldung positiv überrascht.
Die Aktien von Fraport reagierten mit einem Verlust von 2,5 Prozent auf die Zahlen und den Ausblick des Frankfurter Flughafenbetreibers. Händler zeigen sich in ersten Reaktionen leicht enttäuscht von den Konzernzielen für das laufende Jahr.
Papiere von Varta erholten sich um über 11 Prozent von der jüngsten Schwächeperiode. Der Batteriekonzern Varta steigt in die Produktion von Batterien für Elektroautos ein. Neuartige Zellen sollen zum Ende des Jahres auf einer Pilotlinie produziert werden. Zuvor hatte ein Bericht der "Wirtschaftswoche" zu diesem Thema bereits den Nerv der Anleger getroffen.
Papiere von Hugo Boss setzen ihre Erholung von den Corona-Tiefs im März und Oktober 2020 weiter fort. Eine optimistische Studie der kanadischen Investmentbank RBC trieb die Aktien der Metzinger um 5,3 Prozent nach oben. Das ist der höchste Stand seit dem Pandemie-Crash im März 2020. RBC-Expertin Manjari Dhar setzt viel Hoffnung in das neue Management, das für eine bessere Positionierung des Unternehmens sorgen dürfte.
Ein starker Ausblick ließ die Papiere von Zalando um 4,6 Prozent steigen. Experten reagierten positiv auf die Ziele des Online-Modehändlers. UBS-Analystin Olivia Townsend hatte zwar damit gerechnet, dass die Zalando-Ziele über den Markterwartungen liegen werden, die Berliner hätten aber noch stärkere Signale gesendet als gedacht. Experten müssten ihre Prognosen nun aufstocken.
Nach einem enttäuschenden Ausblick sackten die Papiere von Morphosys am MDax-Ende um 8,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwölf Monaten ab. Mehrere Experten sprachen in ersten Reaktionen mit Blick auf den Umsatzausblick des Biotech-Unternehmens von einer Enttäuschung. Die daraus abzuleitenden Signale für das Blutkrebsmedikament Monjuvi seien weitaus konservativer als gedacht, sagte James Gordon von JPMorgan. Auch Barclays beurteilte gerade die implizite Absatzerwartung für das Mittel negativ.
Wacker Chemie traut sich wegen der fortgesetzten Konjunkturerholung und guter Geschäfte mit der Solarindustrie 2021 ein Umsatz- und Gewinnplus zu. Allerdings bremsen höhere Rohstoffkosten das Gewinnwachstum. Analysten hatten sich mehr Optimismus erhofft. Die Anleger zeigten sich enttäuscht und schickten die Aktie um 6,6 Prozent nach unten./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx