FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der fulminanten Kursrally der Vorwoche ist der Dax nur wenig verändert mit einem positiven Unterton in die neue Woche gestartet. Am späten Vormittag notierte der deutsche Leitindex 0,16 Prozent höher bei 14 525,98 Punkten. In der Vorwoche hatte der Dax eine viertägige Rekordserie bis auf einen Höchststand von 14 595 Punkten hingelegt und ein Wochenplus von mehr als 4 Prozent erreicht.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Montag zuletzt um 0,14 Prozent auf 31 824,96 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,3 Prozent hoch.
Marktexperte Timo Emden von Emden Reserach warnt angesichts der jüngsten Kursrally vor Konsolidierungstendenzen: "Dass Anleger in diesem Kontext auch mal Kasse machen und Gewinnmitnahmen jederzeit eintreten könnten, sollte daher nicht allzu sehr überraschen." Zudem verweist er auf das Corona-Infektionsgeschehen. Das RKI warne angesichts der Virusmutante B.1.1.7. vor einer dritten Welle zu Ostern. "Inflationssorgen gepaart mit der Furcht vor einer dritten Welle könnten die Anleger wieder ausbremsen", glaubt Emden.
In einem Strategiereport raten die Experten von JPMorgan, weiter auf die jüngsten Favoriten zu setzen - Banken sowie Profiteure der Corona-Lockerungen. Von einer Umschichtung in die zuletzt hinterher gelaufenen Technologie- und Defensivwerte wie jene aus dem Gesundheitsbereich hält Aktienmarktstratege Mislav Matejka aktuell noch nichts. Solange die Anleiherenditen noch stiegen, sollten Zykliker nicht verkauft werden, so Matejka. Den Zinsanstieg hält er noch nicht für überzogen. Bei anziehender Konjunktur dürften schließlich auch die Notenbanken mit höheren Zinsen leben können.
Die zuletzt im Zuge steigender Zinsen gefragten Bankenwerte mussten zum Wochenauftakt Federn lassen. Papiere der Deutschen Bank sanken um 1,1 Prozent, nachdem sie in der Vorwoche das höchste Niveau seit Sommer 2018 erreicht hatten. Die Aktien der 2,6 Prozent schwächeren Commerzbank hinken auch insgesamt der Branche hinterher. Barclays-Analystin Jun Yang stufte die Commerzbank-Papiere mit "Underweight" ein und signalisierte mit einem Kursziel von 5 Euro Rückschlagsrisiken.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Hypoport mit einem Minus von 9,8 Prozent am SDax-Ende unter starkem Verkaufsdruck. Bereits am Freitag waren sie um knapp 4 Prozent abgesackt. Der Finanzdienstleister will nach einem enttäuschend schwachen Vorjahresgeschäft im laufenden Jahr höher hinaus. Analysten hatten aber stärkere Steigerungen von Umsatz und operativem Gewinn erwartet. Der Ausblick auf das operative Ergebnis (Ebit) 2021 liege deutlich unter seiner Erwartung, monierte Warburg-Analyst Marius Fuhrberg.
Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties zeigt sich aufgrund einer starken Nachfrage nach Wohnungen auch für das laufende Jahr zuversichtlich. Das operative Ergebnis (FFO I) soll 2021 weiter steigen. Die Dividende für das abgelaufene Jahr soll 0,82 Euro je Aktie betragen. Den Anlegern war dies nicht gut genug, denn die Aktien büßten zuletzt 1,2 Prozent ein.
Die Papiere von Klöckner & Co setzten ihre jüngste Rally mit einem Plus von 6,5 Prozent und einem Höchststand seit Herbst 2018 fort. Die Anteile des Stahlhändlers kletterten in sechs Handelstagen inzwischen um gut 16 Prozent. In der Vorwoche hatten die Experten der DZ Bank und von Jefferies in positiven Reaktionen auf die jüngsten Geschäftszahlen noch Potenzial bis auf rund 11 Euro signalisiert.
Die Papiere von Talanx legten um 0,4 Prozent zu. Der Versicherungskonzern will den Aktionären trotz des Gewinneinbruchs durch die Corona-Krise eine stabile Dividende von 1,50 Euro je Aktie zahlen. Für das neue Jahr hält Vorstandschef Torsten Leue an seinem Ziel fest, den Gewinn des Konzerns auf 800 bis 900 Millionen Euro zu steigern. Analysten gehen im Schnitt von einem noch stärkeren Zuwachs auf rund 950 Millionen aus.
Die Anteilsscheine von Hugo Boss gehörten mit einem Gewinn von 2,4 Prozent zu den Top-Werten im MDax. Die Baader Bank hatte die Aktien des Modekonzerns von "Reduce" auf "Add" hochgestuft und das Kursziel von 20 auf 36 Euro angehoben.
Mit ersten Analysteneinschätzungen im Rücken konnten die Papiere des Börsenneulings Auto1 ihre jüngste Erholung nur anfangs fortsetzen und bröckelten um 0,7 Prozent ins Minus ab. Nach dem Börsengang Anfang Februar kannten die Aktien nur den Weg nach unten. Ihren bisherigen Tiefpunkt erreichten sie bei 43 Euro. Nun signalisierten die Experten in ersten Studien Potenzial bis auf 65 Euro. Fünf Kaufempfehlungen stehen zwei verhaltene Einschätzungen gegenüber, die leichte Rückschlagsrisiken sehen./edh/stk
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx