FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Dienstag mit leichten Kursgewinnen wieder der Marke von 14 000 Punkten angenähert. Am Markt hieß es, die Schnäppchenjäger griffen wie schon am Vortag zu, vor den Gesprächen über einen verschärften Lockdown in Deutschland aber nur vorsichtig. Gegen Mittag ließ der Rückenwind aber etwas nach, zuletzt legte der Leitindex nur noch leicht um 0,16 Prozent auf 13 871,04 Punkte zu.
Der MDax , der am Dienstag ein Jubiläum feiert, stieg deutlicher um 0,57 Prozent auf 31 384,40 Punkte. Der Index mittelgroßer Werte war vor 25 Jahren mit 1000 Punkten als Berechnungsbasis gestartet. Mit einer mehr als 31-fachen Steigerung stellt er den Dax seither bei weitem in den Schatten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx ging es am Dienstag wie beim Dax nur leicht um 0,1 Prozent nach oben.
Am Montag hatte sich der Dax nach einem kleinen Schwächeanfall zum Wochenausklang schon stabilisiert. Für Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets ist damit eine Fortsetzung der Rally aus charttechnischer Sicht wieder denkbar geworden. Die Anleger warten nun gespannt auf die Beratungen von Bund und Ländern über weitere Corona-Beschränkungen, die am Nachmittag beginnen. Die Bürger müssen sich zumindest auf eine Fortsetzung des Lockdowns bis in den Februar einstellen.
In den USA wird der Dow Jones Industrial am Dienstag nach dem langen Wochenende freundlich erwartet. Am Tag vor dem Machtwechsel blicken die Anleger dort neben weiteren Quartalszahlen auf Janet Yellen. Laut der Commerzbank wird die designierte US-Finanzministerin für neue Hilfen im großen Stil werben. Die Pläne von Joe Biden für ein 1,9 Billionen US-Dollar schweres Corona-Konjunkturpaket sind bekannt.
Wenn Biden am Mittwoch vereidigt wird, sieht Volkswirt Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel aber keinen schnellen Kurstreiber, der den Dax über 14 000 Punkten in Richtung des jüngst aufgestellten Rekordes treiben könnte. "Sofortige Auswirkungen an den Börsen dürften sich kaum ergeben, auch wenn Börsianer wohl sehnlichst erste Impulse durch die neue Regierung erwarten", so der Experte.
Mit Blick auf deutsche Einzelwerte spielte die Musik eher in der zweiten Börsenreihe. Ins Rampenlicht rückten vor allem die Papiere von S&T mit einem Kurssprung um 7,9 Prozent. Der IT-Dienstleister sieht sich für 2020 auf Basis vorläufiger Zahlen über den erst im November erhöhten Zielen. Dies färbte positiv auf die ganze Branche ab: Die Papiere von Bechtle oder Cancom stiegen jeweils um etwas mehr als zwei Prozent.
Auch einige Softwareaktien waren unter den Anlegern besonders gefragt, allen voran die Aktien des Bausoftware-Spezialisten Nemetschek mit 5,7 Prozent Plus. Kräftig um 3,4 Prozent nach oben ging es auch für die als Corona-Gewinner gefeierten Aktien von Teamviewer . Der Anbieter von Fernwartungslösungen kauft mit Xaleon ein Unternehmen, das auf Lösungen zur Kundeninteraktion spezialisiert ist.
Bei CTS Eventim und Evotec wurden Analysten nach den zuletzt guten Kursentwicklungen vorsichtiger. Die Aktien büßten 3,8 beziehungsweise 2,9 Prozent ein. Für die Berenberg Bank ging die Kurserholung beim Konzertveranstalter und Ticketvermarkter CTS wegen der Impfstoff-Hoffnung zu schnell. Beim Biotech-Unternehmen Evotec bezeichnete die Deutsche Bank die Markterwartungen für überhöht.
Zum zweitgrößten MDax-Gewinner wurden die rekordhohen Papiere von Carl Zeiss Meditec . Starke vorläufige Jahreszahlen gaben hier mächtig Rückenwind. Geht es nach dem Bankhaus Metzler, ist das Ende der Fahnenstange mit einem Anstieg um 5,3 Prozent auf 126,40 Euro noch lange nicht erreicht. Analyst Alexander Neuberger erhöhte am Dienstag sein Kursziel auf 145 Euro.
Für Telefonica Deutschland wurde eine Dividendenzusage nebst strategischer Aussagen nicht zum Kurstreiber. Die Papiere sanken um ein halbes Prozent. Analyst Mathieu Robilliard von Barclays kritisierte, eine auf 18 Cent erhöhte Dividende sei eher enttäuschend. Schließlich habe das Unternehmen zuletzt Andeutungen gemacht, die Investoren an den Erlösen aus dem Verkauf von Funktürmen zu beteiligen./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx