FRANKFURT (dpa-AFX) - Starke Stimmungsdaten aus der deutschen und französischen Wirtschaft und die Aussicht auf bald europaweit verfügbaren Impfstoff haben den Dax zur Wochenmitte auf ein Hoch seit Februar getrieben. Mit zeitweise fast 13 600 Punkten holte nun auch der deutsche Leitindex seine Verluste seit Beginn des Börsencrashs am 24. Februar endgültig auf. Am Nachmittag gewann er 1,37 Prozent auf 13 546,09 Punkte. Schwächer als erwartet ausgefallene US-Einzelhandelsumsätze trübten die Freude kaum. Nächstes Dax-Ziel ist das Rekordhoch bei 13 795 Punkten von Mitte Februar.
Der MDax der 60 mittelgroßen Werte kletterte am Mittwoch erstmals in seiner Geschichte über die runde Marke von 30 000 Zählern. Zuletzt legte er etwas darunter um 0,59 Prozent auf 29 919,45 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann ein halbes Prozent.
Am Abend stehen noch die geldpolitischen Beschlüsse der US-Notenbank Fed auf der Agenda. Sollten dabei negative Überraschungen ausbleiben, könne der Dax in den kommenden Tagen durchaus bis in den Bereich von 13 750 bis 13 800 Punkten klettern, vor allem charttechnisch bedingt, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.
"Die Finanzmärkte sind bereit, durch das ökonomisch triste Winterhalbjahr hindurchzuschauen", schrieben die Volkswirte der DekaBank zu den trotz des verschärften Lockdowns steigenden Aktienkursen. Mit der konjunkturellen Belebung im Verlauf des kommenden Jahres sähen Marktteilnehmer das Licht am Ende des Tunnels heller strahlen. Der entscheidende Impuls für diese Sichtweise liege in der bevorstehenden Impfung der Bevölkerungen weltweit. Nach der Pandemie würden die Unternehmen wieder ordentliche Gewinne schreiben können.
Im Automobilsektor war auch zur Wochenmitte die Stimmung sehr gut. Continental waren nach neuen mittelfristigen Zielen für Wachstum und Profitabilität mit einem Plus von fast dreieinhalb Prozent ebenso unter den Dax-Favoriten wie Volkswagen mit einem Plus von fast drei Prozent. Die Investmentbank Stifel Europe stufte die Vorzüge von "Hold" auf "Buy" hoch. Am Vortag hatten die Papiere des Wolfsburger Autobauers bereits von der Unterstützung des Aufsichtsrats für Konzernchef Herbert Diess profitiert.
Unter den wenigen Verlierern im Dax waren die Titel der Deutschen Börse mit minus 0,9 Prozent. Händler verwiesen auf Spekulationen zu einer milliardenschweren Übernahme, die den Kurs etwas hemme. Der Börsenbetreiber zähle zu den möglichen Kaufinteressenten für die Investment-Plattform Allfunds, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
ProSiebenSat.1 rechnet angesichts einer Belebung des Werbegeschäfts mit einer fortgesetzten Erholung von der Corona-Krise. Der November sei bei den Werbeerlösen "sehr gut" gelaufen, deutlich besser als im Vorjahr, sagte Konzernchef Rainer Beaujean der "Süddeutschen Zeitung". Die Papiere gewannen im MDax rund drei Prozent und haussieren bereits seit Anfang November.
Die starken Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum verliehen dem Euro Rückenwind. Die Gemeinschaftswährung stieg erstmals seit April 2018 über die Marke von 1,22 US-Dollar, am Nachmittag wurde sie etwas darunter gehandelt mit 1,2183 Dollar. Anders als in jüngster Vergangenheit war der Höhenflug des Euro diesmal kein Spielverderber für den deutschen Aktienmarkt. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt am Dienstagnachmittag auf 1,2140 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,62 Prozent am Vortag auf minus 0,59 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,15 Prozent auf 146,26 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,43 Prozent auf 177,48 Punkte./ajx/jha/
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx