FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich zum Ende einer recht starken Woche wieder auf die Überholspur begeben. Der Dax stieg am Freitag auf den höchsten Stand seit Mitte Juni und notierte zuletzt 0,93 Prozent im Plus bei 18.621,73 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex ein Wochengewinn von mehr als zwei Prozent an. Die Kurskorrektur von Mitte Juni hat er aufgeholt und nähert sich wieder dem Mai-Rekordhoch bei 18.892 Punkten.
Der MDax setzte seinen Erholungskurs am Freitag fort und gewann zuletzt 1,11 Prozent auf 25.821,35 Punkte. Damit reduzierte der Index der mittelgroßen deutschen Werte sein Jahresminus auf unter 5 Prozent. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx ging es am Freitag um rund 0,6 Prozent nach oben.
Impulse von der Wall Street fehlen, da am Vortag wegen des Unabhängigkeitstages nicht gehandelt wurde. Dafür folgt am Freitagnachmittag mit dem US-Arbeitsmarktbericht das Highlight der Woche. Er dürfte nach der eingeleiteten Zinswende in der Eurozone auf Signale abgeklopft werden, ob die US-Notenbank bald folgen kann.
Unterdessen haben die Spitzen der Ampel-Koalition einen Durchbruch beim Bundeshaushalt 2025 und beim Wachstumspaket erzielt. Das Paket könne im nächsten Jahr zu einem zusätzlichen Wachstum von mehr als einem halben Prozentpunkt führen, das seien 26 Milliarden Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Koalitionskreisen. So sind beschleunigte Abschreibungen von Investitionen, verbesserte Forschungszulagen und Beschäftigungsanreize geplant. Zudem sieht die Einigung vor, dass die Schuldenbremse eingehalten wird.
Nach der Einführung vorläufiger Zölle auf Elektroautos aus China stehen der EU und China derweil intensive Verhandlungen bevor. Vier Monate haben die Parteien jetzt Zeit, dann muss eine Entscheidung getroffen werden, ob auch endgültig hohe Sonderabgaben verlangt werden. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission wird die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert, womit der EU-Autoindustrie Schäden drohen.
Unter den Einzelwerten stehen die Aktien der Porsche AG und von Varta im Anlegerfokus. Der Sportwagenbauer will dem angeschlagenen Batteriehersteller das Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen. Derzeit befänden sich beide Unternehmen in Verhandlungen über ein mögliches Mehrheitsinvestment in die Varta-Tochter V4Drive, teilte Varta mit. Hierzu hätten die Firmen bereits eine unverbindliche Absichtserklärung geschlossen. Die Varta-Papiere schnellten um bis zu 32 Prozent hoch und notierten zuletzt noch 21 Prozent höher. Die Titel der Porsche AG verteuerten sich um 2,8 Prozent.
Die Aktien von Aixtron setzten ihren jüngsten Erholungskurs fort und sprangen um über 16 Prozent hoch. Mit einem Kursverlust von noch mehr als 40 Prozent im laufenden Jahr gehören sie aber weiterhin zu den schwächsten Werten im MDax. Der Halbleiterindustrie-Ausrüster senkte nach einem schwachen Quartal die Umsatz- und Margenziele für das laufende Jahr. Hoffnung macht aber die Auftragslage, die sich nach dem schwachen Jahresstart im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert hat. Der starke Auftragseingang von Aixtron betreffe größtenteils erst das kommende Jahr, sollte aber das Vertrauen in einen Wachstumsschub stärken, betonte Barclays-Analyst Simon Coles.
Eine Kaufempfehlung hat die Rally der Papiere von Grenke um weitere 2 Prozent nach oben getrieben. Mit einem Kursplus von 22 Prozent im Wochenverlauf sind sie bester SDax-Wert und erklommen das höchste Niveau seit August 2023. Am Mittwoch wurden die Zahlen zum Leasing-Neugeschäft gefeiert. Nun startete Analyst Simon Keller von Hauck & Aufhäuser mit einem Kursziel von 35 Euro seine Bewertung mit "Buy". Die Gewinnentwicklung stehe am Wendepunkt und damit sei Grenke ein einzigartiger und unterbewerteter Wachstumswert, so Keller./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx