FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag den vierten Handelstag in Folge ein Rekordhoch erreicht. In den ersten Handelsminuten stieg der Leitindex bis auf 14 578 Punkte, der Schwung ließ aber schnell nach. Am späten Vormittag stand er vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) prozentual unverändert bei 14 540,95 Punkten.

Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten schlug sich besser. Er stieg um 0,83 Prozent auf 31 834,57 Zähler. Das Eurozonen-Kursbarometer EuroStoxx gewann 0,3 Prozent.

Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel malt derzeit ein freundliches Bild für den Dax. "Der deutsche Leitindex eilt aktuell von Hoch zu Hoch", sagte der Charttechniker. Der kurzfristige Aufwärtsmodus sei damit wieder manifestiert worden. Er sieht die Bestmarke am Donnerstag nur als "Durchgangsstation" zur 15 000-Punkte-Marke.

Das lange erwartete gewaltige Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden zur Bewältigung der Corona-Krise ist mittlerweile beschlossene Sache. Was Inflationssorgen betrifft, reagieren die Märkte auch erleichtert darauf, dass eine negative Überraschung bei den US-Inflationszahlen am Vortag ausblieb. Der Fokus liegt am Donnerstag auf der EZB-Zinsentscheidung.

Laut der LBBW wird die Notenbank an den Rahmenbedingungen ihrer Geldpolitik wohl nichts ändern. "Die Sitzung des EZB-Rats dürfte aber alles andere als ein Routinetermin werden", ergänzte LBBW-Experte Uwe Streich mit Blick auf die zuletzt gestiegenen Anleiherenditen. Er erwartet ein Statement, dass die Notenbank willens ist, das Volumen ihrer Anleihekäufe anzuheben, um so die Renditen tendenziell wieder zu drücken.

Bei den Einzelwerten waren die Kursbewegungen wie zuletzt von wechselnden Branchenpräferenzen geprägt. Im derzeit besonders schwankungsreichen Technologiesektor erholten sich die Aktien von Infineon im Dax um 3,2 Prozent von ihrem verlustreichen Vortag. Im MDax kletterten die Aktien des Corona-Gewinners Hellofresh um 5,2 Prozent.

Die zuletzt als Zykliker favorisierten Banken- und Autowerte waren dagegen nun unter den Verlierern. Papiere der Deutschen Bank oder von Volkswagen büßten bis zu 1,7 Prozent ein. Die Aktien von BMW lagen auch mit mehr als einem Prozent im Minus, sie reagierten zuletzt kaum auf vorgelegte Eckdaten für 2020.

Getoppt wurden die Abschläge im Dax vor allem von Bayer mit einem Kursrutsch um 3,9 Prozent. Hier ruderten Anleger zurück, nachdem am Vortag neue Mittelfristziele sehr gut angekommen waren. Am Donnerstag gab es nun aber vereinzelt kritische Stimmen vor allem zur Perspektive im Pharmageschäft.

In der zweiten Börsenreihe gab es einmal mehr diverse Zahlenvorlagen zu verarbeiten. Die Aktien von K+S konnten sich nach einem Kurseinbruch am Vortag im MDax um 3,8 Prozent erholen. Schwache Eckdaten und enttäuschende Ziele für 2021 waren schon bekannt, nun wurde den Aktionären fürs vergangene Jahr auch die Dividende gestrichen.

Schwach zeigten sich nach finalen Jahreszahlen die Aktien von Lanxess , die von einem Hoch seit zweieinhalb Jahren ausgehend um 3,7 Prozent absackten. Börsianer stellten fest, dass der Mittelwert der für 2021 angepeilten Zielspanne für den operativen Gewinn (Ebit) leicht unter den Markterwartungen liege.

Darüber hinaus berichtete Hugo Boss vom vergangenen Jahr. Hier sackten die Aktien nach zuletzt gutem Lauf um 3,1 Prozent ab. Börsianer bewerteten das Ergebnis im vierten Quartal als schwach und den Ausblick als zurückhaltend.

Besser war die Stimmung der Anleger bei Hannover Rück . Hier legten die Aktien nach endgültigen Zahlen um 0,8 Prozent zu. Eine gestrichene Sonderdividende enttäuschte die Anleger damit nicht. Lob gab es hier am Markt für die Kapitalstärke des Rückversicherers./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx