FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hat der Dax sich über der Marke von 13 000 Punkten stabilisiert. Nach einem sehr zögerlichen Handelsstart am Morgen notierte der deutsche Leitindex gegen Mittag mit 0,18 Prozent im Plus bei 13 042,49 Punkten. Zu größeren Sprüngen langte es zunächst aber nicht, denn die aktuell vielen politischen Unwägbarkeiten und die Sorgen wegen der steigenden Corona-Neuinfektionen halten die Anleger laut Börsianern im Zaum.
Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel rückte um 0,33 Prozent auf 27 968,94 Zähler vor. Verhaltener agierten die Anleger im EuroStoxx 50 , der Eurozonen-Leitindex trat mit 0,08 Plus nahezu auf der Stelle bei 3281,92 Punkten.
Seit Anfang Oktober hat sich der Dax zwar bislang gut geschlagen mit einem Zuwachs von derzeit gut zwei Prozent. Unsicherheiten, die einen Stimmungsumschwung begünstigen könnten, gibt es laut Helaba aber "en masse". So steigt wenige Wochen vor der US-Wahl und angesichts der tristen Brexit-Verhandlungen die Nervosität an den Finanzmärkten. Auch die mangelnden Fortschritte in den Verhandlungen in den USA über ein neues Konjunkturprogramm belasten. Hinzu kommen die Sorgen um die weltweit anziehende Zahl der Corona-Neuinfektionen. Am Vortag war der Dax deshalb um knapp ein Prozent gesunken. Auch in den USA hatten die Indizes ihrem jüngsten Lauf Tribut gezollt. Bislang waren solche Rückschläge meist von Schnäppchenjägern genutzt worden.
Für Unbehagen sorgen derzeit jedoch neue Rückschläge in der Impfstoffforschung. So mussten die US-Konzerne Johnson & Johnson sowie Eli Lilly ihre klinischen Studien für eine Corona-Impfung vorübergehend stoppen. "Zwar dürfte es sich hier nur um eine temporäre Hürde handeln. Die Anleger aber reagieren sensibel auf jeden Rücksetzer, vor allem da die Infektionszahlen weiter stark steigen und neue Restriktionen folgen werden", kommentierte Marktanalyst Milan Cutkovic von Axitrader.
In Deutschland stieg zuletzt die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Virus erstmals seit Mitte April wieder um mehr als 5000. An diesem Mittwoch beraten Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die hat spürbare wirtschaftliche Auswirkungen: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gehen inzwischen davon aus, dass sich der Aufholprozess der deutschen Wirtschaft nach den Einbrüchen der Corona-Krise länger hinzieht und das Vorkrisenniveau erst Ende 2021 erreicht wird.
Während unternehmensseitig in den USA die Berichtssaison weiter an Fahrt aufnimmt, langten die Anleger hierzulande am Mittwoch vor allem bei den Gewinnern der Covid-19-Krise zu: Die Papiere Hellofresh und Shop Apotheke verzeichneten Kursgewinne bis zu drei Prozent. Im Dax führten die Anteile des Essenslieferdienstes Delivery Hero mit einem Aufschlag von fast zwei Prozent. Papiere des Medizintechnikkonzerns Siemens Healthineers verteuerten sich im MDax nach der Ankündigung eines Corona-Schnelltests um fast drei Prozent.
Aktien des Kunststoffkonzerns Covestro stiegen um mehr als ein Prozent. Beobachter sahen den Vollzug einer bereits länger erwarteten Kapitalerhöhung positiv für die Aktie, da damit eine Belastung wegfalle. Dass die Kapitalaufstockung nur zu einem geringen Abschlag auf den Vortagesschlusskurs über die Bühne gegangen sei, wertete Analyst Markus Mayer von der Baader Bank als sehr positives Signal für das Investoreninteresse an Covestro. Der Konzern will mit dem Schritt eine Übernahme zum Teil refinanzieren.
Noch deutlichere Kursausschläge gab es in den hinteren Börsenreihen. Dermapharm-Anteile lagen mit mehr als sieben Prozent Abschlag am SDax -Ende . Der Hauptaktionär Themis trennte sich von zehn Prozent der Anteile an dem Arzneiunternehmen.
Aktien der Containerreederei Hapag-Lloyd profitierten mit einem Plus von sieben von einer Kaufempfehlung der US-Bank JPMorgan. Die Analysten rechnen mit einer Gewinnbelebung Auch die Experten von Moody's zeigten sich zuversichtlich und hoben ihr Kreditrating für den Konzern an./tav/fba
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx