FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Kursrutsch unter die Marke von 15 000 Punkten ist der Dax am Donnerstag deutlich unter Druck geblieben. Gegen Mittag stand der deutsche Leitindex noch mit 1,64 Prozent im Minus bei 14 901,24 Punkten. Befeuert vom unerwartet kräftigen Anstieg der US-Verbraucherpreise hatten zunehmende Inflationssorgen der Anleger den Dax zuvor auf den tiefsten Stand seit Ende März gedrückt.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es im Feiertagshandel an "Christi Himmelfahrt" um 1,07 Prozent auf 31 298,86 Zähler bergab. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab kräftig nach und verlor 1,55 Prozent auf 3886,32 Zähler.

Noch zur Wochenmitte hatte sich der Dax dank gut aufgenommener Unternehmensbilanzen etwas erholen können. Doch am Feiertag fehlten laut Marktbeobachtern bereits vom Start weg die positiven Impulse, um den Verkaufsdruck aus den USA etwas entgegenzusetzen. Dort hatte der für April gemeldete höchste Anstieg der US-Verbraucherpreise seit September 2008 die Kurse an der Wall Street zuletzt weiter einbrechen lassen. "Die Anleger verkaufen derzeit völlig wahllos einfach alles", schrieb Marktexperte Neil Weilson von Markets.com.

An den US-Märkten grassiert die Angst, dass der Preisdruck die Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt im Keim ersticken könnte. Denn die US-Notenbank könnte dann womöglich schneller als gedacht an der Zinsschraube drehen, was Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv machen und Finanzierungskonditionen für Unternehmen verschlechtern könnte. "Immer mehr Investoren nehmen das Risiko eines früheren Endes der ultralockeren Geldpolitik ernst", konstatierte Marktanalyst Milan Cutkovic.

Michael Hewson von CMC Markets verwies darauf, dass der hohe Inflationsanstieg zu großen Teilen dem statistischen Basiseffekt geschuldet sei angesichts der durch die Pandemie verursachten Verwerfungen. Er hält die Sorgen der Anleger daher für verfrüht. Bis zur Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise in den USA im späteren Handelsverlauf dürfte es jedoch keine Entwarnung geben, glaubt der Marktbeobachter.

Europaweit wechselten die Anleger aus Risikowerten in vermeintlich sichere Häfen. Hierzulande etwa profitierten die als defensiv geltenden Pharmawerte. Aktien des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC) und des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA taten sich mit moderaten Aufschlägen an der Dax-Spitze hervor. Die konjunktursensiblen Autowerte gerieten dagegen unter Druck, als Dax-Schlusslichter mussten Daimler , Volkswagen und der Reifenhersteller Continental Abschläge von teils mehr als drei Prozent hinnehmen.

Im MDax gehörte die Biotechunternehmen Morphosys und Evotec mit Kurszuwächsen von teils mehr als einem Prozent zu den Favoriten. Auch Corona-Profiteure waren wieder gefragt: Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh verteuerten sich an der Index-Spitze um mehr als dreieinhalb Prozent und erholten sich so vom jüngsten Kursknick. Papiere des IT-Dienstleisters Compugroup folgten mit einigem Abstand in der Reihe mit einem Aufschlag von knapp zwei Prozent./tav/jha/

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx