FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax präsentiert sich auch am Tag nach der US-Wahl in starker Form. Am Donnerstag legte der deutsche Leitindex gegen Mittag um 1,15 Prozent auf 12 466,25 Punkte zu und notierte damit über der exponentiellen 200-Tage-Linie als Indikator für den längerfristigen Trend. Seit seinem Tief am vergangenen Freitag bei 11 450 Zählern hat er schon wieder mehr als 1000 Punkte aufgeholt.
Der MDax der 60 mittelgroßen Werte gewann am vorletzten Handelstag der Woche 0,95 Prozent auf 27 499,02 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verbuchte ein Plus von 1,2 Prozent.
In den USA ist zwar immer noch nicht klar, wer neuer Präsident wird. Doch die Chancen für den Demokraten Joe Biden stehen nun sehr gut. Am Markt herrscht diesbezüglich inzwischen Gelassenheit. "Die Anleger setzen darauf, dass das Getöse aus dem republikanischen Trump-Lager nach einem Biden-Sieg irgendwann aufhören wird, und blicken nach vorn", schrieb Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi.
Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AP und des TV-Senders Fox News kommt Biden inzwischen auf 264 der für einen Sieg bei der Präsidentenwahl nötigen 270 Stimmen. Demnach müsste der ehemalige Vize von Präsident Barack Obama nur noch einen Bundesstaat für sich entscheiden.
"Investoren können mit einem demokratischen Präsidenten gut leben, vor allem falls die Republikaner die Mehrheit im Senat beibehalten", kommentierte Cutkovic. Bidens geplante Steuerreform drohe zu scheitern und bewahre die Konzerne vor höheren Steuern, gleichzeitig dürfte Biden einen sanfteren Ton im Handelskrieg mit China anschlagen und es dürfte zeitnah zu neuen Konjunkturmaßnahmen kommen, wer auch immer gewinne, erklärte der Experte.
Nach dem Trubel am Vortag rund um die US-Präsidentenwahl schauen die Anleger an diesem Donnerstag wieder stärker auf die Berichtssaison in Deutschland, die angesichts der Masse an Unternehmenszahlen für Bewegung sorgt.
Die Zahlen von HeidelbergCement nannte ein Händler solide. Der Baustoffkonzern wagt wieder eine Gewinnprognose, gleichwohl sei auf Nachfrageseite noch keine TRendwende in Sicht. Die Aktien verloren zwei Prozent. Die Aktien des Rückversicherers Munich Re sanken nach Quartalszahlen um 3,2 und waren das Dax-Schlusslicht. Der Konzern will nach wie vor keine Gewinnprognose für 2020.
Infineon verteuerten sich um 3,3 Prozent und profitierten von starken Zahlen des US-Chipkonzerns Qualcomm. An der Dax-Spitze setzten die Titel des zu den Pandemie-Krisengewinnern zählenden Essesnlieferanten Delivery Hero ihren Siegeszug mit neuen Kursrekorden fort und gewannen vier Prozent.
Im MDax waren Commerzbank nach Zahlen auf dem letzten Platz mit minus 5,8 Prozent. Vorne waren die Papiere des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 mit einem Plus von fast zehn Prozent. Die Werbeerlöse erholen sich, ProSieben schreibt wieder schwarze Zahlen.
Hohe Kursaufschläge von mehr als acht Prozent verzeichneten zudem im Nebenwerte-Index SDax die Aktien des IT-Dienstleisters S&T , der seine Prognose nach oben schraubte. Um acht Prozent sanken Tele Columbus . Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hatte die Anteile des Kabelnetzbetreibers von "Buy" auf "Sell" gleich doppelt abgestuft. Noch schlechter sah es für Wacker Neuson aus nach der Verschiebung der mittelfristigen Ziele. Die Anteile des Baugeräteherstellers fielen um 13 Prozent./ajx/fba
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx