FRANKFURT (dpa-AFX) - Am letzten Handelstag vor Weihnachten hat der Dax seine Erholung fortgesetzt. Dabei übersprang der deutsche Leitindex - bei allerdings vergleichsweise dünnen Umsätzen - am Mittwoch auch wieder die Marke von 13 500 Punkten. "So, wie das bisherige Gesamtjahr geprägt war, geht es auch an den letzten Handelstagen des Jahres weiter: Unsicherheiten und Sorgen prägen das Geschehen, aber genauso auch die Hoffnung und der Optimismus", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.
Zur Mittagszeit stieg der Dax um 0,78 Prozent auf 13 523,32 Punkte, womit sich in der verkürzten Handelswoche aktuell ein Verlust von 0,8 Prozent ergibt. Am vergangenen Freitag noch war die Stimmung der Anleger zeitweise so gut gewesen, dass sich das Börsenbarometer seinem im Februar erreichten Rekordhoch bei fast 13 800 Punkten wieder stark angenähert hatte. Am Montag dann jedoch waren die Virusängste zurückgekehrt. Eine aktuell vor allem in Großbritannien grassierende, wohl noch ansteckendere Variante des Coronavirus löste Befürchtungen über noch härtere und längere Beschränkungen aus.
Zudem ist auch das Tauziehen um einen Handelspakt zwischen Großbritannien und der EU weiterhin nicht entschieden. Noch immer sind vor allem die künftigen Rechte von EU-Fischern in britischen Gewässern ein Knackpunkt.
In den USA hat derweil der noch amtierende Präsident Donald Trump Nachbesserungen an dem mit großer Mehrheit vom Kongress beschlossenen Corona-Konjunkturpaket gefordert. Er drohte, andernfalls seine Unterschrift zu verweigern. Allerdings: Falls Trump tatsächlich sein Veto einlegt, könnte ihn der Kongress mit einer Zweidrittelmehrheit überstimmen.
Der MDax der mittelgroßen Werte hielt sich zur Mittagszeit mit 0,03 Prozent im Plus bei 30 241,28 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,69 Prozent zu.
Unter den Einzelwerten im Dax waren die Anteilsscheine von Daimler Spitzenreiter mit plus 2,8 Prozent. Der Fahrzeugbauer zieht offenbar für seine Lastwagensparte einen Börsengang oder eine Abspaltung in Erwägung. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, strebt Konzernchef Ola Källenius eine Trennung des Geschäfts Ende 2021 oder - wahrscheinlicher - im Jahr 2022 an. Daimler hatte sich in der Wirtschaftszeitung dazu nicht geäußert.
Um ein weiteres Prozent stiegen außerdem die Aktien von HeidelbergCement , nachdem sie am Vortag bereits um fast 4 Prozent hochgesprungen waren. Angeblich spielt der Baustoffkonzern einen Bereichsverkauf durch, wie am Dienstag kurz vor Handelsschluss an die Öffentlichkeit gedrungen war. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf Kreise berichtet, HeidelCement erwäge sein Kalifornien-Geschäft zu veräußern und könnte auf diese Weise 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,23 Milliarden Euro) einnehmen.
Für die Papiere des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental ging mit mehr als 2 Prozent Plus auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten. Im MDax stiegen Aixtron um 1,8 Prozent auf ein neues Hoch seit April 2018.
Die Aktien von Siemens Energy gewannen 1,9 Prozent, was für ein neues Hoch seit dem Börsengang der Siemens-Energiesparte im September reichte. In einem Interview hatte Vorstandschef Christian Bruch dem "Handelsblatt" gesagt, die Tochter Siemens Gamesa weder teilweise noch ganz verkaufen zu wollen. Vorausgegangen waren spanische Medienberichte, denen zufolge japanische Firmen Interesse hätten. Ein Händler war skeptisch: "Siemens Gamesa ist das grüne Segment im Portfolio von Siemens Energy." Daher wäre es sehr überraschend, sollte dieses sich dynamisch entwickelnde Geschäft weggegeben und auf das gute Image der Tochter verzichtet werden. Unterstrichen wurde diese Einschätzung prompt angesichts eines neuen Großauftrags, den Siemens Gamesa aus Brasilien erhielt.
An das Ende des Index für mittelgroße Werte sackten zuletzt die Anteile von Hellofresh mit minus 3,4 Prozent. Wegen Kapazitätsengpässen bot der Kochboxenversender seinen Stammkunden Belohnungen für die Stornierung von Bestellungen in dieser Woche an, wie das "Handelsblatt" schrieb./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx