FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zur Wochenmitte den Kursrutsch vom Vortag zum Einstieg und Ausbau von Aktienpositionen genutzt. Bis zur Mittagszeit baute der Dax seine frühen Gewinne weiter aus und stieg um 1,40 Prozent auf 15 064,54 Punkte. Der MDax mit seinen 60 Werten kletterte um 1,09 Prozent auf 32 390,29 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Index EuroStoxx stieg um 1,391 Prozente.

"Auf den Ausverkauf folgt die Erholung", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners und sprach von der Rückkehr der ersten Schnäppchenjäger sowie einer "erhöhten Kaufbereitschaft". Eine entscheidende Frage für den Dax sei dabei, ob er die 15 000 Punkte nachhaltig zurückerobern könne. Diese "sind nicht nur eine psychologisch wichtige Marke, sondern auch die untere Begrenzung der Handelsspanne aus dem kompletten April." Im vergangenen Monat war der Leitindex noch bis auf etwas über 15 500 Zähler und damit auf ein Rekordhoch gestiegen.

Marktanalyst Milan Cutkovic von Axi hält einen Test der 14 500 Punkte-Marke in den kommenden Tagen für "durchaus wahrscheinlich" und verweist auf die steigende Nervosität an den Börsen. Inflationsängste, so schrieb er dabei, seien für die Marktteilnehmer in ihren Anlageentscheidungen offensichtlich "sehr präsent".

Am Dienstag waren es erneut hochgekochte Inflationsängste, die den deutschen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt hatten. Als Auslöser galten vor allem Äußerungen der ehemaligen Fed-Präsidentin und aktuellen Finanzministerin der USA, Janet Yellen. Sie hatte in einem Interview gesagt, dass der deutliche Anstieg der US-Staatsausgaben in der Corona-Pandemie auch zu etwas höheren Zinsen führen dürfte, während US-Notenbankpräsident Jerome Powell bislang noch keine klaren Signale für eine restriktivere Geldpolitik gegeben hat. Nach den Reaktionen an den Finanzmärkten infolge von Yellens Äußerungen rückte diese ihre Aussagen dann ein Stück weit zurecht, was für allgemeine Erleichterung sorgte.

Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt standen erneut eine Reihe Unternehmenszahlen und Ausblicke im Fokus. So überholten die Aktien der Deutschen Post zuletzt die der Merck KGaA und legten an der Dax-Spitze um 4,0 Prozent zu. Der Logistikkonzern wurde nach seinem ersten Quartal noch optimistischer für das Gesamtjahr und hob die Schätzung für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie für den freien Barmittelzufluss an. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiehersteller Merck legte sehr starke Eckzahlen vor und konkretisierte die Jahresziele, was den Aktien zuletzt ein Plus von 2,4 Prozent bescherte.

Der Energiekonzern Siemens Energy indes konnte zwar die Profitabilität in seinem zweiten Geschäftsquartal deutlich verbessern, doch der Umsatz blieb hinter dem Vorjahr zurück. Entsprechend kappten die Münchener nun das obere Ende der erwarteten Wachstumsspanne für das Gesamtgeschäftsjahr 2020/21. An der Ergebnisprognose hält der Dax-Neuling fest. Die Papiere fanden keine klare Richtung. Gegen Mittag ging es um 0,5 Prozent nach oben.

Delivery Hero setzten sich dagegen am Dax-Ende fest und büßten zuletzt 3,7 Prozent auf 123,15 Euro ein. Eine Aktienplatzierung durch Anteilseigner belastete die Titel des Essenslieferdienstes, die im vergangenen Monat noch um etwas mehr als zehn Prozent zugelegt hatten. Kreisen zufolge verkauft eine Gruppe von Fonds nach dem starken Lauf der Papiere während der Corona-Pandemie einen rund 1,2 Milliarden Euro schweren Anteil. Der Platzierungspreis je Aktie soll bei 123,10 Euro liegen, hieß es zuletzt.

In der zweiten Börsenreihe berichtete der Großküchenausrüster Rational über besser laufende Geschäfte. Er verdiente auch dank Sparmaßnahmen wieder mehr, was den Papieren den Spitzenplatz im MDax mit plus 8,5 Prozent bescherte. Hugo Boss wusste ebenfalls zu überzeugen. Der Modekonzern blieb zwar weiter einen konkreten Ausblick schuldig, überraschte mit den Quartalszahlen aber positiv. Der Aktienkurs stieg um 5,6 Prozent und setzte damit die Rally der letzten Monate fort.

Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma profitierte im ersten Quartal von der fortgesetzt guten Erholung der Automärkte und guter Geschäfte im Wassermanagement, was der Aktie ein Plus von 1,1 Prozent bescherte. Metro zählten mit minus 1,7 Prozent zu den Schlusslichtern im SDax , denn die coronabedingten Lockdowns in vielen Ländern zogen den Großhandelskonzern in seinem zweiten Geschäftsquartal zurück in die roten Zahlen./ck/stk

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx