FRANKFURT (dpa-AFX) - Äußerungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die wachsenden Inflationssorgen am deutschen Aktienmarkt am Freitag gedämpft. Der Dax , der zum Handelsauftakt unter 13 700 Punkte gerutscht war, verringerte sein deutliches Minus rasch. Zur Mittagszeit gab er nur noch um moderate 0,17 Prozent auf 13 856,14 Punkte nach. Auf Wochensicht steht damit ein Minus von einem Prozent zu Buche. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab zuletzt um 0,57 Prozent auf 31 459,12 Punkte nach.

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel signalisierte eine weitere Stützung der Wirtschaft, falls dies durch einen starken Anstieg der Kapitalmarktzinsen notwendig werde. Das nahm den zuletzt deutlich gestiegenen Renditen für europäische Staatsanleihen prompt den Wind aus den Segeln und stützte den Aktienmarkt.

In den USA waren am Vortag erneut die Zinsen am Anleihemarkt kräftig gestiegen. Die Rendite richtungsweisender zehnjähriger Staatsanleihen war bis auf 1,55 Prozent und damit den höchsten Stand seit einem Jahr geklettert, wodurch am Vorabend die US-Börsen und schließlich auch Asiens Aktienmärkte unter Druck gerieten.

Im Dax geht mit dem neuerlichen Auf und Ab der Kampf zwischen Bullen und Bären in eine neue Runde. Dieser Wettstreit bestimmt seit dem Rekordhoch am 8. Februar bei 14 169 Punkten das Geschehen am Markt. Die rasche Aufwärtsbewegung nach der Talfahrt an diesem Freitagmorgen sieht Charttechniker Andreas Büchler von "Index Radar" als wichtigen Hinweis. Das zeige, "dass Investoren mehrheitlich das kurz erreichte Preisniveau um 13 700 als gute Kaufgelegenheit wahrnehmen". Zwar seien weitere Verluste in Richtung 13 500 bis 13 400 Punkte kurzfristig nicht auszuschließen, dann jedoch sei zu erwarten, "dass der Dax auch dann wieder schnell und stark zurück nach oben ausschlägt".

Unter den Einzelwerten stachen am Freitag vor allem die Aktien von Grenke hervor, die im Nebenwerte-Index SDax um 12,4 Prozent hochsprangen. Der wegen seiner Bilanzierung in der Kritik stehende Leasingspezialist sieht sich durch erste Zwischenergebnisse der BaFin-Sonderprüfung zumindest in Teilen entlastet. Die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mandatierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars habe den Vorwurf der Geldwäsche nicht bestätigt, teilte Grenke mit. Dass die Franchise-Unternehmen nicht voll konsolidiert wurden, sei indes ein wesentlicher Kritikpunkt gewesen. Dem werde für 2020 nun nachgekommen.

Im Dax standen einmal mehr Unternehmen mit Geschäftsberichten im Blick: Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hatte bereits Ende Januar Eckdaten bekannt gegeben und lieferte nun Details und einen Ausblick auf 2021. Die Aktie gab um 0,6 Prozent nach.

Die T-Aktie stieg dagegen um 0,5 Prozent. Die Deutsche Telekom fuhr im Jahr 2020 erstmals in ihrer Geschichte einen dreistelligen Milliardenumsatz ein. Analysten lobten vor allem die "sehr starken Leistungskennzahlen" für den deutschen Markt, wie etwa die Neukundenzahlen im Bereich Mobilfunk und Festnetz.

Von den Aussagen der EZB-Direktorin Schnabel profitierten als Einzelwerte zudem Immobilien- und Versorgeraktien. Für Immobilienunternehmen ist das Niedrigzinsumfeld vorteilhaft. Für Unternehmen mit hoher Schuldenlast verringern sich gleichzeitig die Finanzierungskosten, was dem Versorger RWE in die Karten spielen dürfte. RWE gewannen an der Dax-Spitze 1,8 Prozent. Vonovia legten um 0,6 Prozent und Deutsche Wohnen um 0,5 Prozent zu./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx