FRANKFURT (dpa-AFX) - Äußerungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die wachsenden Inflationssorgen am deutschen Aktienmarkt am Freitag etwas gedämpft. Der Dax , zum Handelsauftakt noch unter 13 700 Punkte gerutscht, verringerte sein Minus zunächst deutlich. Angesichts erneut schwächer erwarteter US-Börsen gab der deutsche Leitindex am Nachmittag dann wieder etwas stärker um 0,56 Prozent auf 13 801,46 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 0,92 Prozent auf 31 348,95 Punkte.

Auf Wochensicht steht für den Dax aktuell ein Verlust von 1,4 Prozent zu Buche, auf Monatssicht dagegen ein Plus von 2,8 Prozent. Daran wird nicht zuletzt auch das fortgesetzte Auf und Ab im Kampf zwischen Bullen und Bären sichtbar. Dieser Wettstreit bestimmt seit dem Rekordhoch am 8. Februar bei 14 169 Punkten das Geschehen am Markt.

Für eine Erholung an diesem Morgen hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel gesorgt, indem sie eine weitere Stützung der Wirtschaft durch die Zentralbank signalisierte, falls dies durch stark steigende Kapitalmarktzinsen nötig werde. Das nahm den zuletzt deutlich gestiegenen Renditen für europäische Staatsanleihen prompt den Wind aus den Segeln und stützte den Aktienmarkt.

In den USA war am Vorabend die Rendite richtungsweisender zehnjähriger Staatsanleihen in den Fokus gerückt, als sie bis auf 1,55 Prozent und damit den höchsten Stand seit einem Jahr kletterte. Die US-Börsen gerieten daraufhin unter Druck und schließlich auch Asiens Aktienmärkte.

Die rasche Aufwärtsbewegung nach dem zunächst auch hierzulande spürbaren Druck am Morgen ist für Charttechniker Andreas Büchler von "Index Radar" ein wichtiger Hinweis. Investoren nähmen mehrheitlich ein Preisniveau um 13 700 als gute Kaufgelegenheit wahr, schlussfolgerte er.

Unter den Einzelwerten stachen am Freitag vor allem die Aktien von Grenke hervor, die im Nebenwerte-Index SDax um knapp 14 Prozent hochsprangen. Der wegen seiner Bilanzierung in der Kritik stehende Leasingspezialist sieht sich durch erste Zwischenergebnisse der BaFin-Sonderprüfung zumindest in Teilen entlastet. Die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mandatierten Wirtschaftsprüfer von Mazars hätten den Vorwurf der Geldwäsche nicht bestätigt, teilte Grenke mit. Dass die Franchise-Unternehmen nicht voll konsolidiert wurden, sei indes ein wesentlicher Kritikpunkt gewesen. Dem werde man für 2020 nun nachkommen.

Im Dax standen einmal mehr Unternehmen mit Geschäftsberichten im Blick: Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hatte bereits Ende Januar Eckdaten bekannt gegeben und lieferte nun Details und einen Ausblick auf 2021. Die Aktie gab um 0,9 Prozent nach.

VW gewannen nach dem Geschäftsausblick für 2021 hinzu und stiegen zuletzt um 0,6 Prozent. Der Autobauer will mehr Dividende ausschütten als erwartet.

Die T-Aktie stieg um 0,4 Prozent. Analysten lobten vor allem die "sehr starken Leistungskennzahlen" für den deutschen Markt, wie etwa die Neukundenzahlen im Bereich Mobilfunk und Festnetz.

Von den Aussagen der EZB-Direktorin Schnabel profitierten als Einzelwerte zudem Immobilien- und Versorgeraktien. Für Immobilienunternehmen ist das Niedrigzinsumfeld vorteilhaft. Für Unternehmen mit hoher Schuldenlast verringern sich die Finanzierungskosten, was dem Versorger RWE in die Karten spielen dürfte. RWE gewannen an der Dax-Spitze 1,1 Prozent. Deutsche Wohnen stiegen um 0,3 Prozent und Vonovia hielten sich mit minus 0,1 Prozent besser als der Markt.

Der Euro gab wieder nach und wurde am Nachmittag mit 1,2117 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,2225 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,32 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,14 Prozent auf 144,36 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,61 Prozent auf 173,37 Punkte./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx