FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen einer neuen Corona-Infektionswelle hat den Dax am Montag schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der deutsche Leitindex weitete seine bereits Ende letzter Woche erzielten Verluste deutlich aus und büßte bis zum frühen Nachmittag 3,29 Prozent auf 12 684,86 Punkte ein. Damit fiel das Börsenbarometer auf das Niveau von Ende August zurück.
Für den MDax der mittelgroßen Börsenwerte ging es um 2,99 Prozent auf 26 689,93 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand 3,2 Prozent tiefer. Laut Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader werden nun die steigenden Corona-Infektionszahlen in Europa zum nächsten Störfaktor für die bereits ins Stocken geratene Aktienrally.
Angesichts eines rapiden Anstiegs von Corona-Fällen steht Großbritannien laut Gesundheitsminister Matt Hancock an einem "Wendepunkt". Auf die Frage, ob das Land mit einem weiteren Lockdown rechnen müsse, sagte er dem Sender BBC: "Ich schließe es nicht aus, ich will es nicht." Ein Lockdown könnte laut Experte Cutkovic katastrophale Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben. Hierzulande erreichte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen einen Höchststand seit knapp fünf Monaten.
Im Dax gab es am Montag nur Verlierer. Am Index-Ende sackten die Papiere der Deutschen Bank um rund sieben Prozent ab. Auch europaweit verzeichnete der Sektor herbe Einbußen. Grund dafür war ein Leak vertraulicher Geldwäscheverdachtsmeldungen des US-Finanzminsteriums über dubiose Zahlungsströme, die so genannten FinCEN Files. In dem Bericht werden insbesondere JPMorgan , HSBC, Standard Chartered Bank, der Deutschen Bank und der Bank of New York Mellon Vorwürfe gemacht. Auch wenn einige Fragen zu klären seien, die FinCEN-Files erhöhten in jedem Fall wieder die Regulierungs- und Sanktionsrisiken für die Branche, erklärte Marktanalyst Neil Wilson von Markets.com.
Bei Deutschlands größtem Geldhaus hieß es zu dem Bericht: "Wo nötig und angemessen, haben wir Konsequenzen gezogen. Die Bank hat massiv in die Verbesserung der Kontrollen investiert, und wir konzentrieren uns mit Nachdruck darauf, unseren Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen nachzukommen."
Der Streit über die Kosten zur Nutzung des Mobilfunknetzes von Telefónica Deutschland (O2) durch den Konkurrenten 1&1 Drillisch ließ die Aktien von 1&1 Drillisch um mehr als 27 Prozent einbrechen. Die Anteilscheine des Mutterkonzerns United Internet büßten rund ein Viertel an Wert ein. 1&1 und United Internet werfen der Tochter des spanischen Konzerns Telefónica vor, die Kosten für die Nutzung des Mobilfunknetzes bereits ab Juli vor Abschluss der laufenden Verhandlungen erheblich erhöht zu haben. Telefóncia Deutschland wies den Vorwurf zurück und sieht die Preiserhöhung durch Verträge und Vereinbarungen gedeckt.
Da 1&1 und United Internet offenbar nicht mit der Preiserhöhung gerechnet haben, mussten beide Unternehmen am Samstag die Prognose für das operative Ergebnis im laufenden Jahr senken. Die Anteilsscheine von Telefónica Deutschland standen gut zwei Prozent im Minus.
Auch europaweit gingen die Börsen auf Talfahrt. Vor diesem Hintergrund geriet der Euro unter Druck und notierte zuletzt bei 1,1775 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitag auf 1,1833 (Donnerstag: 1,1797) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8451 (0,8477) Euro.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,50 Prozent am Freitag auf minus 0,52 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,08 Prozent auf 145,73 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,32 Prozent auf 174,62 Zähler zu./la/jha/
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx