FRANKFURT (dpa-AFX) - Neuer Optimismus im Handelsstreit zwischen den USA und China hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag gestützt. Zudem setzen die Anleger weiterhin ihre Hoffnungen auf medizinische Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus. Besser als erwartet ausgefallene deutsche Konjunkturdaten zeigten hingegen kaum Auswirkungen auf die Kurse.

Der Dax stieg gegen Mittag um 0,63 Prozent auf 13 148,52 Punkte, nachdem er zum Wochenstart um rund 2,4 Prozent nach oben gesprungen war. Der MDax gewann am Dienstag 0,34 Prozent auf 27 725,00 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um rund 0,7 Prozent auf rund 3355 Zähler vor.

Die Aussichten für die deutsche Konjunktur werden nach dem drastischen Einbruch in der Corona-Krise zunehmend besser. So hat sich die Stimmung in den Unternehmen im August weiter aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg gegenüber Juli um 2,2 Punkte auf 92,6 Zähler, während Analysten mit einem geringeren Wachstum gerechnet hatten. Dies war der vierte Anstieg in Folge, nach einem historischen Einbruch in der Corona-Krise. "Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Trotz bestehender Spannungen halten die USA und China an der Umsetzung ihres vor mehr als einem halben Jahr getroffenen Abkommens über die erste Phase zur Lösung ihres Handelskrieges fest. Nach einem Telefongespräch zwischen dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin mit Chinas Vizepremier Liu He in der Nacht zum Dienstag hieß es in Washington, dass beide Seiten "Fortschritte" sähen. Die chinesische Seite sprach von einem "konstruktiven Dialog".

"Der Phase-1-Deal ist auf Kurs", konstatierte Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. Offensichtlich seien die USA mit den gestiegenen chinesischen Bestellungen für US-Produkte zufrieden. Von dem aus Washington regelmäßig angedrohten Ausstieg aus dem vorläufigen Handelsabkommen sei keine Rede mehr. "Bei aller Euphorie sollten die Anleger aber eines nicht vergessen. Das bestehende Abkommen ist eher ein Waffenstillstand als ein Handelsabkommen. Der Großteil der Zölle ist weiterhin in Kraft", warnte Altmann.

Mit der Hoffnung vieler Marktteilnehmer auf medizinische Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus kletterten die Aktien der potenziellen Profiteure einer solchen Entwicklung nach oben. Die Titel des Triebwerkherstellers MTU verteuerten sich als Dax-Spitzenreiter um 2,4 Prozent. Lufthansa-Anteilsscheine gewannen 2,2 Prozent und die Papiere des Ticket-Vermarkters CTS Eventim stiegen um 2,7 Prozent.

Eine Kaufempfehlung der Credit Suisse trieb die Aktien von Siltronic an der MDax-Spitze um 4,3 Prozent nach oben. Damit etablierten sich die Papiere des Wafer-Herstellers erstmals seit einem Monat wieder über der 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend signalisiert. Analyst Achal Sultania von Credit Suisse machte erste Anzeichen für stabilere Wafer-Preise aus, die von längerfristigen Lieferverträgen und einem steigenden Anteil von Silizium in elektronischen Geräten profitierten.

Bei den Aktien von Südzucker gab eine Kaufempfehlung von Warburg Research den Ausschlag für steigende Kurse. Die Papiere des Zuckerproduzenten schnellten im frühen Handel um mehr als 5 Prozent bis auf 16,73 Euro nach oben, den höchsten Stand seit Februar. Damit machten sie den Einbruch seit dem Corona-Crash im Frühjahr komplett wett. In der Folgezeit bröckelte der Kurs jedoch deutlich ab und notierte zu zuletzt "nur noch" 1,4 Prozent höher auf 16,12 Euro.

Bei den Qiagen-Titeln blieb vom anfänglichen Kursanstieg von 1,5 Prozent mittlerweile nur noch ein mageres Plus von 0,1 Prozent hängen. Das Biotech- und Gendiagnostik-Unternehmen hatte die Markteinführung eines digitalen Schnelltests zum Nachweis von Sars-CoV-2-Antikörpern bekanntgegeben. Seit der gescheiterten Übernahme durch Thermo Fisher waren die Aktien seit Anfang August konsequent auf dem Weg nach oben und hatten am Vortag mit 45 Euro den höchsten Stand seit 20 Jahren erklommen./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx