FRANKFURT (dpa-AFX) - Der sich wieder verschärfende US-chinesische Konflikt sowie neue Sorgen rund um die Corona-Pandemie haben den Dax am Freitag erstmals seit dem Wochenbeginn unter die Marke von 13 000 Punkten gedrückt. Gegen Mittag büßte der deutsche Leitindex 1,73 Prozent auf 12 877,00 Punkte ein. Nach drei Gewinnwochen in Folge, in denen er insgesamt um knapp sechseinhalb Prozent gestiegen war, steuert der Dax damit nun auf einen Wochenverlust von 0,3 Prozent zu.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax sank am Freitag um 2,14 Prozent auf 26 728,35 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 1,70 Prozent nach.
"Zuletzt hatten die Anleger die Pandemie aus ihren Köpfen verbannt", doch nun sei Covid-19 einmal mehr auf die Börsenbühne zurückgekehrt, kommentierte IG-Marktanalyst Christian Henke unter Verweis auf die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten vom Vortag. In den Vereinigten Staaten war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erstmals seit mehr als drei Monaten wieder angestiegen. Damit wird deutlich, dass sich die größte Volkswirtschaft der Welt trotz Lockerungen der Corona-Auflagen immer noch in einer schweren Krise befindet. Zudem warnen auch Frankreich und Spanien aktuell wieder vor einem Anstieg von Corona-Fällen.
Hinzu kommt die Reaktion Chinas auf die bevorstehende Schließung eines chinesischen Konsulats in Houston (Texas). China forderte nun seinerseits die USA auf, ihre diplomatische Vertretung in der Stadt Chengdu zu schließen, was die Aktienbörsen in China und Hongkong kräftig belastete. Auch an der Wall Street hatte es am Vortag deutliche Verluste gegeben. Dort machten die Investoren vor allem bei den zuletzt sehr stark gelaufenen Technologieaktien Kasse.
Hierzulande stehen nun ebenfalls Technologie-Werte im Fokus, zumal am Vorabend der Chipkonzern Intel seinen Quartalsbericht vorlegt hatte. Zwar verlieh der Ausbau von Rechenzentren in der Corona-Krise dem US-Chipriesen kräftig Schub, doch gab es auch Enttäuschungen. So sorge ein schwächer als erwarteter Ausblick auf das dritte Quartal ebenso für eine deutlich getrübte Stimmung wie die Ankündigung, dass die neue 7-Nanometer-Chip-Generation erst Ende 2022 auf den Markt kommen soll, kommentierten die Experten des Bernecker-Börsenbriefs. Das wäre ein Jahr später als ursprünglich anvisiert. Die Aktie gab im vorbörslichen US-Handel bereits kräftig nach und zog auch Infineon und SAP nach unten. Beide verloren im Dax jeweils rund dreieinhalb Prozent.
Delivery Hero büßten im MDax 5,5 Prozent ein. Der Essenslieferdienst, der gute Chancen auf einen Dax-Aufstieg hat und dies womöglich bereits im August, kann keine Aussagen darüber machen, wann ihm der Sprung in die Gewinnzone gelingen könnte. Auf die Frage des "Handelsblatts" (Freitagausgabe), wann das Unternehmen profitabel werde, antwortete Firmenchef Niklas Östberg: "Ich weiß es wirklich nicht. Als ich letztes Mal ein Datum genannt habe, habe ich mich geirrt."
Die Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag behielten nach besser als erwarteten Quartalszahlen ihren Kurs in Richtung des Rekordhochs von etwas über 59 Euro im Jahr 2015 bei. Gegen Mittag gewannen sie 2,1 Prozent auf 54,78 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs lobte die klar überbotenen Schätzungen. Die Zahlen belegten die Robustheit des Geschäftsmodells in einer konjunkturell schwierigen Zeit, hieß es.
Die Anteilsscheine der Corona-Krisengewinnerin Shop Apotheke gaben nach deutlich angehobenen Jahreszielen zuletzt um 2,9 Prozent nach. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie kurz nach dem Handelsstart noch ein neues Rekordhoch bei etwas über 147 Euro markiert hatte. Mit einem fulminanten Kursgewinn von immer noch fast 225 Prozent seit Jahresbeginn ist das Papier der absolute Top-Favorit im SDax ./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx