FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder zunehmende Spannungen zwischen China und den USA haben am Mittwoch für Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Der Dax büßte bis zur Mittagszeit 0,44 Prozent auf 13 113,78 Punkte ein. Am Dienstag noch war der Leitindex, angetrieben von der Einigung der EU auf das größte Haushalts- und Finanzpaket ihrer Geschichte, bis auf 13 313 Punkte geklettert. Damit hatte wieder das Niveau von Ende Februar erreicht, bevor einige Anleger dann erst einmal Kasse gemacht hatten.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax gab zur Mittagszeit um 0,43 Prozent auf 27 116,92 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zugleich 0,96 Prozent.
Auslöser für die Vorsicht der Anleger waren Aussagen Chinas. Diesen zufolge haben die USA China aufgefordert, sein Konsulat in der texanischen Stadt Houston zu schließen. Nach chinesischen Medienberichten wurde den Diplomaten nur 72 Stunden gegeben, die USA zu verlassen. Der Außenamtssprecher sprach von einer "politischen Provokation". Von amerikanischer Seite lag zunächst keine Bestätigung vor.
"Auf der einen Seite stehen die Maßnahmen zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und auf der anderen der sich verschärfenden Handelskonflikt", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank die Lage. "In dieser Situation kann es gerade für exportlastige Unternehmen zu einem herben Doppelschlag kommen."
Aktien von konjunktursensiblen und auf Exporte ausgerichteten Unternehmen gaben entsprechend nach. Zu den größten Verlierern zählten daher die deutschen Autowerte VW , Daimler und BMW mit Verlusten von jeweils etwas unter 2 Prozent. Noch etwas kräftiger im Minus zeigten sich außerdem die Papiere von Zuliefer-Unternehmen wie Conti , Rheinmetall oder Norma .
Die Anteilsscheine der Deutschen Bank indes konnten sich mit plus 0,6 Prozent gegen den Abwärtstrend stemmen und erholten sich damit ein wenig von ihren Vortagesverlusten. Nach Aussagen zum zweiten Quartal waren sie am Dienstag als einziger Index-Verlierer um mehr als vier Prozent abgesackt.
Nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen zählten im MDax die Aktien der Software AG zur Wochenmitte mit plus 7,3 Prozent zu den Favoriten der Anleger. Die Darmstädter hatten inmitten der Corona-Pandemie im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge erhalten. Alle Sparten zogen mehr Neugeschäft an Land als gedacht. Zudem lobte ein Händler, dass das operative Ergebnis (Ebita) sogar die höchste Analystenerwartung übertroffen habe. Die Jahresprognose behielt die Software AG allerdings wegen neuer Risiken in der Pandemie bei.
Im Blick stand zudem auch der Hamburger Wirkstoff-Forscher Evotec , dessen Papiere an zweiter Stelle im MDax um 3,0 Prozent zulegten. Evotec soll für die USA Antikörper gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln und herstellen. Die Tochter Just - Evotec Biologics hat vom US-Verteidigungsministerium einen entsprechenden Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Mio Euro) erhalten.
Auf ein Rekordhoch von 83,70 Euro kletterten zudem die Papiere der Baumarkt-Dachgesellschaft Hornbach Holding im SDax. Sie profitierten von einem starken Zwischenbericht des Branchenkollegen Kingfisher . Baumarktketten zählen im Zuge der Veränderungen durch die Corona-Krise als "Gewinner des neuen Lebens", wie dies jüngst die DZ Bank formulierte./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx