NEW YORK/FRANKFURT (dpa-AFX) - Wenig ambitionierte Unternehmensziele haben am Freitag die Anleger von Intel
Intel hatte im wichtigen Geschäft mit Rechenzentren im vergangenen Quartal einen deutlichen Rückgang verzeichnet, wie die am Vorabend nach US-Börsenschluss präsentierten Zahlen zeigten. Nachdem Rechenzentren im vergangenen Jahr angesichts des höheren Datenvolumens durch Arbeiten und Lernen von zuhause aus ausgebaut wurden, wurde mit mit einem Dämpfer gerechnet. Intel sieht darin eine befristete Abkühlung und keine Abwanderung zur Konkurrenz.
Dennoch enttäuschte Intel die Anleger vor diesen Hintergrund mit seinen neuen Geschäftszielen. So hob das Unternehmen die Prognosen bei Umsatz und Gewinn je Aktie im gesamten Jahr zwar an - aber nicht so deutlich, wie am Markt erwartet worden war.
Analysten zogen derweil ein unterschiedliches Fazit. So schrieb der Experte Harlan Sur von der US-Bank JPMorgan, dass der Ausblick trotz der Anhebung noch zu konservativ sei. Die Quartalszahlen seien insgesamt stark ausgefallen.
Analyst Blayne Curtis von der britischen Investmentbank Barclays kommentierte aber, angesichts einer starken PC-Nachfrage hätten ihn die Zahlen nicht sonderlich beeindruckt. Die Produktion von Zehn-Nanometer-Halbleitern sei zudem noch nicht auf dem richtigen Weg, sie belaste vielmehr die Profitabilität.
Auch Analyst Toshiya Hari von der US-Investmentbank Goldman Sachs blickte skeptisch auf die Magenentwicklung. Aggressive Investitionen in Forschung und Entwicklung dürften die Rentabilität und den frei verfügbaren Barmittelzufluss beeinträchtigen, da Intel eine Wiedererlangung der Technologieführerschaft anstrebe.
Für Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank ist Intel derzeit die spannendste Aktie im Halbleitersektor. Nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsrisiken stünden größere Chancen durch den Ausbau von Fertigungskapazitäten, die Positionierung als Auftragsfertiger sowie bei der Tochter Mobileye gegenüber.
Anleger setzten aber in dem für Chipwerte weiterhin günstigen Umfeld lieber auf andere Branchenwerte. So gehörten die Papiere der Chiphersteller Xilinx
Chiphersteller profitieren derzeit generell von globalen Halbleiter-Engpässen, die unter anderem Autobauern schwer zu schaffen machen. Die "beispiellose Nachfrage" strapaziere die Lieferketten in der Branche, sagte der neue Intel-Chef Pat Gelsinger. Es fehle an Fertigungskapazitäten, Material für Leiterplatten sowie an Bauteilen. "Wir erwarten, dass die nötigen Investitionen aus der Branche gegen diese Knappheit ein paar Jahre in Anspruch nehmen."
Die Intel-Papiere sind derweil seit der Eskalation der Corona-Krise an den Aktienmärkten Ende Februar 2020 extrem stark geschwankt. Nach einem Rutsch unter 44 Dollar Mitte März 2020 folgte eine schnelle Erholung, die aber durch zwei starke Kurseinbrüche im Juli und im Oktober wieder zunichte gemacht wurde.
Bis Mitte April diesen Jahres rappelten sich die Anteilscheine von Intel dann wieder auf und wetzten die coronabedingte Kursscharte aus. Der Rückschlag an diesem Freitag aber drückte die Papiere deutlich unter das Niveau von kurz vor dem Corona-Crash.
Aus charttechnischer Sicht ist wichtig, dass die Intel-Aktien an diesem Freitag derzeit nicht nachhaltig unter die 100-Tage-Durchschnittslinie gefallen sind. Diese beschreibt den mittelfristigen Trend./la/jkr/he
Quelle: dpa-Afx