NEW YORK (dpa-AFX) - Im US-Pharmasektor gehen die Anleger am Dienstag vor allem wegen des Ausblicks von Merck & Co
Merck & Co beendete das Jahr 2024 zwar mit einem unerwartet starken Schlussquartal, enttäuschte aber mit dem Ausblick. Die Zielspanne lässt darauf schließen, dass 2025 ein leichter Umsatzrückgang möglich ist. Lagen die Erlöse im vergangenen Jahr bei 64,2 Milliarden US-Dollar, sieht der Konzern die Spanne für 2025 lediglich bei 64,1 bis 65,6 Milliarden Dollar. Analysten hätten die Zielmarke im Schnitt bei über 67 Milliarden Dollar erwartet, hieß es.
Der Evercore-ISI-Experte Umer Raffat begründete die Abweichung um etwa zwei Milliarden Dollar mit dem China-Absatz des Impfstoffs Gardasil, der vor Infektionen mit humanen Papillomaviren schützt. Der Verkauf des Vakzins soll in China wegen eines nur schleppenden Absatzes vorübergehend eingestellt werden. Eine Unterbrechung soll es dem lokalen Partner ermöglichen, seine Vorräte an ungenutzten Dosen loszuwerden, sagte der Vorstandsvorsitzende Robert Davis in einer Telefonkonferenz.
Raffat betonte, fairerweise müsse festgehalten werden, dass es zu den Problemen mit Gardasil zuvor schon Andeutungen gegeben habe. Ein Händler konkretisierte, Merck habe signalisiert, dass die Lagerbestände des Vertriebshändlers im vierten Quartal nicht gesunken seien und daher auch im Jahr 2025 noch weiter verringert werden müssten. "Die vollständige Einstellung der Belieferung ist jedoch etwas Neues und wurde von den Anlegern nicht allgemein erwartet", sagte er.
Raffat bezifferte den Gardasil-Absatz in China im Jahr 2024 auf 3,5 Milliarden US-Dollar. Den Umsatz-Wegfall ins Verhältnis gesetzt zu den zwei Milliarden, die der Ausblick unter den Erwartungen liege, klinge dieser gar nicht so schlecht.
Für die Anleger war dies aber kein Trost. Trung Huynh von der UBS schrieb, eine robuste Entwicklung des Kassenschlager-Medikaments Keytruda könne die Gardasil-Probleme nicht auffangen. Das Krebsmedikament stand mit 29,5 Milliarden Dollar für fast die Hälfte der 2024 erzielten Erlöse.
Huynh kann den Neuigkeiten aber auch etwas Positives abgewinnen. Die Stimmung sei schon vor der Zahlenvorlage negativ gewesen und nun könne es bereinigenden Charakter haben, dass die Erwartungen an Gardasil zurückgeschraubt werden. Vom Rekordhoch im Juni 2024 hatte sich der Merck-Kurs bis zum Dienstagstief um mehr als ein Drittel nach unten abgesetzt.
Konkurrent Pfizer dagegen hatte mit seinen Zahlen zum vierten Quartal die Erwartungen übertroffen. Dafür wurde vor allem jedoch der relativ hohe Absatz mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty verantwortlich gemacht. Dieser habe einen Misserfolg bei einem RSV-Impfstoff als zukünftige Wachstumshoffnung übertüncht, hieß es. Comirnaty wird von Anlegern schon lange nicht mehr so wertgeschätzt wie während der Pandemie./tih/ck/he
Quelle: dpa-Afx